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Dankesbrief an A. Kurella

Den folgenden Brief und noch viele dieser Art bekam ich von einer Patientin, die ich zwei Mal begleiten durfte aus den Tiefen der Erkrankung bis hin zur Stabilität.
Wenn der Vorname weggelassen wird, erlaubt sie, den Brief zu veröffentlichen.
Sie ist eine herzensgute Frau und hatte bzw. hat ein schweres Leid zu tragen.
Jetzt kann sie wieder mit ihrer Katze Coco in ihrer Wohnung leben.
Sie hat meinen guten Rat angenommen und lässt sich jetzt häuslich betreuen.
Erst hatte sie diese Betreuung total abgelehnt.
Aber ich habe ihr immer wieder gesagt, dass sie durch diese Betreuung einen erneuten Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik verhindern kann. Sie hat mir vertraut, und ist mir unendlich dankbar.
Ich bin sehr stolz auf sie und wir bleiben in Verbindung.
A. Kurella

Liebe Angelika!

Erst mal liebe Grüße! Ich zähle schon die Tage, wann Du kommst, denn da geht die Sonne für mich auf. Es ist sehr schön einen Menschen zu haben, der mitfühlt, denn Du hast es ja selbst auch schon erlebt.

Die Tage hier sind sehr lang, doch die Zeit – wenn Du mich besuchst – vergeht im Flug. Vergelts Gott für alles.

Hoffe, Dir geht es gut, und Du hast nicht so viel Aufregungen wegen Deiner Tochter. Das sind schon große Sorgen, und sie hört leider auf niemand.

Nun grüße ich Dich und Deine Familie und besonders den goldigen Gugulu,

Deine …..

Abends wenn ich schlafen geh,
vierzehn Englein bei mir stehn.
Zwei zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken,
Zwei zu meinem Haupte, zwei zu meinen Füßen,
Zwei, die mich decken zwei, die mich wecken,
zwei, die mich weisen ins himmlische Paradies. 
                                *                            
Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen,
ein Tor ist zugetan, doch tausend stehn noch offen,
                                *
Geduld ist ein Pflaster für alle Wunden.

“Wissen Sie, dass der Patient verwirrt ist?” von A. Kurella

Ich darf jetzt auch auf der geschlossenen Station Patienten besuchen.
Heute war ich dort zu Besuch bei einem jungen Mann, der aber spazieren war mit seiner Schwester. So setzte ich mich ins Raucherzimmer. Der Pfleger, der mir vor längerer Zeit mit einem Stationsverbot entgegen kam, ging auf mich zu mit den Worten: “Frau Kurella, wen besuchen Sie?“ Ich lächelte und nannte ihm den Namen. Seine Antwort „Alles klar“.
Ich mache nicht den Fehler, unfreundlich zu sein, aber – „meine Gedanken sind frei.“

Als ich nahe beim Stationszimmer stand, kam ein Patient , der zu einer Krankenschwester sagte, dass er gerne ein Bad nehmen würde, und diese sagte, sie würde ihm das Badezimmer aufsperren. Wunderbar!

Der Patient, den ich hier besuche, ist um die dreißig Jahre alt, und mit seiner Erlaubnis kann ich ganz aktuell über die Behandlung berichten. Ich nenne ihn Herrn X.
Herr X wurde vor einigen Wochen auf die geschlossene Station aufgenommen und, weil er mit der Behandlung nicht einverstanden war, wurde ein Richter vom Amtsgericht bestellt, Herr X bekam einen Betreuer und wurde mit Gerichtsbeschluss auf genannter Station festgesetzt.

Das ist so üblich, und dagegen kann man nichts sagen, denn das ärztliche Gutachten zeigt wohl, dass eine Behandlung notwendig ist, und der Patient keine Krankheitseinsicht hat.

Gestern habe ich Herrn X auf  dem Patiententelefon angerufen, und er sagte mir, dass ein Richter ihn am 19.3.2013 besuchte, und dass er nochmals per Gerichtsbeschluss auf der Geschlossenen verwahrt wird. Sein behandelnder Arzt findet, dass es notwendig sei.
Herr X gibt zu, dass er bei der Einweisung verwirrt bzw. krank war, aber sein Zustand hat sich gebessert, und er nimmt auch seine Medikamente ein.
Wenn ich mit ihm spreche, fällt mir nicht auf, dass er krank ist, aber sicher wurde er nicht als Gesunder aufgenommen.

Wenn ich Herrn X in der kommenden Woche besuche, will ich ihn  fragen, ob er einverstanden wäre, sich auf einer offenen Station behandeln zu lassen. Da kann man es besser aushalten, und man kann auch spazieren gehen, außerdem wird die Behandlung durch verschiedene Therapien begleitet – wie Beschäftigungstherapie, Sport und Gesprächstherapien.
Ich muss sehr vorsichtig sein mit meinen Ratschlägen, denn ich hatte ja schon mal Stationsverbot von dem behandelnden Arzt des Herrn X, Herrn Dr. Y., den ich allerdings persönlich nicht kenne.

Das Pflegepersonal der Station hatte mir früher manchmal gesagt: “Frau Kurella, Sie wissen schon, dass der Patient verwirrt ist?” Natürlich weiß ich das, aber von der besonders schlechten Behandlung, vor allem in der Fixierung, weiß ich auch, und durfte auch schon zusehen, und ich bin nicht verwirrt.
Die Patienten sind verwirrte, kranke MENSCHEN, das sollte man nie vergessen. Sie brauchen Hilfe, Zuwendung und Pflege. Medikamente sind nötig, aber das allein reicht nicht.
Auch Herr X wurde vom Pflegepersonal sehr schlecht behandelt, und er sagte:“ Mir wurde beim Fixieren sehr weh getan.“

Also geht alles weiter, obwohl ich den Chefarzt, den Herrn Professor, den Oberarzt dieser Station und die Pflegedienstleitung durch meine Briefe über die menschenunwürdige Behandlung informiert habe.
Aber ich gebe nicht auf, und ich schreibe nach meinen Besuchen das auf, was mir die Patienten berichten.
Von Vorteil ist, dass auch Herr Günther Brand von der Selbsthilfegruppe SAP als Besucher in die Klinik kommt  und auch eine Frau R.B.. Frau B. war für kurze Zeit mit mir Besucherin der geschlossenen Station. Seit ich von der SAP “gekündigt” wurde, habe ich telefonischen Kontakt mit ihr.
Sie erzählte mir vor kurzem, wie unfreundlich das Personal mit ihr ist. Frau B. ist Besucherin aus christlicher Nächstenliebe, sie war selbst nie psychisch krank. Von Patienten habe ich erfahren, dass Frau B. mit selbst gebackenem Kuchen und kleinen Geschenkenzu Besuch kommt, und dass sie eine herzensgute Frau ist. Das stimmt.

Auf der offenen Station und auf der Geschlossenen bin ich zur Zeit treue Besucherin. Die Patienten auf der zweiten geschlossenen Station besuche ich eher selten, obwohl ein Patient zu besuchen wäre. Ich warte aber erst mal ab, bis ich sicher sein kann, dass er mir meinen Besuch erlaubt.

Die Pfleger und Krankenschwestern lehnen uns Besucher meist ab, das stört mich zwar auch, aber ich besuche ja die Patienten und nicht das Pflegepersonal.

In Deutschland werden kranke, hilflose Menschen gequält. Würde man das im Fernsehen zeigen?

Vor Kurzem habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wie psychisch kranke Menschen aus einem Dorf verbannt werden, sie sind angekettet in einem Bretterverschlag untergebracht. Allein gelassen. Das passierte auf den Philipinen, die Dorfbewohner haben Angst vor dem Kranken, manche verbinden die psychische Erkrankung mit einem bösen Geist, der den Menschen im Griff hat. Sie schützen sich, indem sie den Kranken weit ab vom Dorf einsperren. Eine Frau hat sich um zwei dieser Gequälten bemüht, und sie mit Einverständnis der Angehörigen in einer Klinik untergebracht, wo sie der Menschenwürde entsprechend behandelt werden. Nun könnte man annehmen, so wie zuerst beschrieben, werden psychisch Kranke behandelt, deren Krankheit nicht richtig erkannt wird.

Leider ist die Behandlung der Patienten auf zwei geschlossenen Stationen einer Nervenklinik hier in Deutschland ähnlich unbarmherzig, und dass die Menschen schwer erkrankt sind, ist bei uns bekannt.

Gefesselt und oft den ganzen Tag alleine gelassen in einem Krankenzimmer – nicht weit weg, sondern hier bei uns in Deutschland. Würde man das im Fernsehen zeigen? Leider eher nicht.

Da werden kranke Menschen gequält.

Das wissen aber nur die selbst Betroffenen oder manchmal deren Angehörige. Viele schweigen aus Scham, und oft werden Beschwerden abgewiesen mit dem Hinweis, dass es sich um verwirrte Menschen handelt.

Dass es in der heutigen „modernen Psychiatrie“ so eine Behandlung gibt, ist unglaublich, aber wahr. ES FEHLT AN MENSCHLICHKEIT:

Selbst wenn diese Zustände nur in dieser einen Klinik herrschen, ist es ein Skandal – eine Schande, und ich versuche mit meinen Berichten alle darauf hinzuweisen, dass hilflose Menschen gequält werden, und ich bitte um Mitgefühl, denn diese Behandlung ist ein Verstoß gegen die Würde des Menschen.

Wenn Sie einen Angehörigen oder Freund auf dieser geschlossenen Station besuchen, und er ihnen über seine qualvolle Behandlung erzählt, glauben Sie ihm, auch wenn Sie denken, der Arme ist verwirrt.

Die Menschen sind krank, man müsste vorsichtiger mit ihnen umgehen. Nicht immer ist eine Fixierung notwendig, aber manchmal genügt es, wenn der Patient laut schreit.

Bei einem meiner Besuche in der Klinik hat eine junge Frau ganz laut geschrien, die Pfleger waren schon in Alarmbereitschaft, ich kannte die Patientin, und sagte ihr leise ins Ohr: „Sei bitte still, du erschreckst ja alle.“ Ich ging mit ihr in den Speiseraum, und sie erzählte mir von ihren Sorgen. Ich beruhigte sie, auch sie würde wieder gesund werden und könne so frei leben wie ich. Ich durfte sie besuchen, und es dauerte nicht allzu lang, bis sie entlassen wurde.

Bei einem Gespräch mit einem Oberarzt einer geschlossenen Station einer Nervenklinik fragte ich, weshalb der Patient, der fixiert wird, keine Beruhigungsspritze bekommt. Der Oberarzt antwortete, darauf verzichte man in der „modernen Psychiatrie“ zur „Schonung des Patienten“. Also wurde ich vor 40 Jahren nicht geschont, aber diese eine Spritze hat mich beruhigt, und ich musste nicht lange in der Fixierung bleiben.

Heute bleiben die Patienten oft sehr lange ans Bett gefesselt und nicht selten hört man ihre Schreie aus den Krankenzimmern.

Eine Patientin beschreibt eine ihrer Fixierungen so: „Ich hatte furchtbare Angst und dachte, ich muss sterben.“  „Kein Mensch kam an mein Bett, als ich rief, dass ich zur Toilette muss, und irgendwann habe ich ins Bett „gemacht“.”

Wenn das also als moderne Psychiatrie bezeichnet wird, wäre mir die „altmodische“ Behandlung lieber.

Man muss auch bedenken, dass mit der Medikamentengabe nicht gespart wird, und manche Patienten Medikamente in hoher Dosis einnehmen müssen. Und eine einzige Spritze zur Beruhigung ist zu viel?

Im Vergleich zu früher wird sehr oft fixiert, wo man es nicht unbedingt machen müsste, aber der Versuch, den Patienten anders zu beruhigen, fällt weg. Nur ein lauter Schrei kann zur Fixierung führen.

Ich weiß, dass es in einigen Situationen einfach nicht anders möglich ist den Patienten ruhig zu stellen, und dann muss es eben sein, dass er ans Bett gefesselt wird.

Aber von einer Schonung des Patienten kann man wirklich nicht reden. Eher von brutaler Gewalt und der Patient wehrt sich natürlich.

Doch am Ende liegt er gefesselt im Krankenbett, das in der Mitte eines Zimmers steht, und er kann nur schreien, wenn er was will oder zur Toilette muss, und das wird allzu oft vom Pflegepersonal überhört.

Es ist eine unmenschliche Art der „Pflege“, über die mir viele Patienten im Vertrauen berichten.

Manche Patienten schämen sich so sehr, dass sie ihren Angehörigen alles verschweigen. Wenn sie den Mut hätten, darüber zu sprechen, würden sich sicher mehrere Leute über diese qualvolle Behandlung beschweren.

Ich habe mich schon mehrmals schriftlich  beschwert – auch mündlich bei Gesprächen mit Oberarzt und stellvertretender Pflegedienstleitung. Ich wurde um Verständnis gebeten.

Verständnis dafür, dass eben auf einer geschlossenen Station, besondere Umstände herrschen, schwierige Situationen, bei denen das Personal sehr unter Druck steht.

Aber Verständnis habe ich für die Patienten, die krank sind, und diese Behandlung ist menschenunwürdig!

Die Kranken sind hilflos, und nicht selten verweigern sie das Gespräch mit den Ärzten, denn sie haben das Vertrauen verloren, und das ist ganz normal.

Bevor meine Tochter dort in stationärer Behandlung war, hatte ich Respekt vor dem Pflegepersonal. Das hat sich geändert – nur wenige Krankenschwestern und Krankenpfleger machen ihre Arbeit so, dass man das eine menschenwürdige Pflege nennen kann.

Dass auf den Stationen so wenige Besucher kommen, hängt damit zusammen, dass viele Menschen Angst haben, es könnte etwas Unmögliches passieren, aber das ist eher selten.

Angst habe ich keine. Wenn mir auffällt, dass ein Patient gewalttätig werden könnte, verzichte ich erst mal auf ein Gespräch. Aber, wenn es ihm besser geht, bin ich gerne bereit, mich mit ihm zu unterhalten. Ich habe Respekt vor diesen kranken Menschen, und das zeige ich auch.

Beleidigt wurde ich auch, aber das verzeihe ich sofort, denn da spricht ein kranker, hilfloser Mensch, der später nicht mehr weiß, was er gesagt hat.

Das Pflegepersonal und die Ärzte und Doktoren können mich zwar “dumm” anreden, aber oft schon habe ich eine Antwort gegeben die “gesessen” hat. Man kann auch ganz anständig etwas sagen, was eigentlich schon ein wenig frech ist, aber ich rede leise, und lasse mich nicht einschüchtern.

Jetzt hat auch das Pflegepersonal erkannt, dass meine Besuche hilfreich sind. Ich bin eine Art „Sorgenmutter“ und bringe kleine Geschenke mit. Es gibt Patienten, die meine Gutmütigkeit ausnutzen möchten, wie vor kurzem eine Patientin, die sagte, sie hätte „Berge von Schmutzwäsche“, die ich für sie waschen könnte. Sie würde es auch bezahlen. Meine Antwort war kurz und bündig: „Nein“.
Diese Patientin ist seit Wochen ohne Geld und bestiehlt andere und findet, das sei nicht so schlimm. Da bin ich ganz anderer Meinung. Mit dieser Frau unterhalte ich mich meist nur ganz kurz.

Ich gehe weiterhin auf die beiden geschlossenen Stationen, um meine Hilfe anzubieten.

Kritische Diskussion mit Weiterbildungsteilnehmern psychiatrischer Fachpflege

Ich bin über die BZgA (=Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) auf Sie aufmerksam geworden und positiv überrascht über die Möglichkeit in Ihrem Blog und Forum sich kritisch mit der Psychiatrie auseinanderzusetzen.  Mit den Inhalten und Kritiken kann ich in die Auseinandersetzung und in die kritische Diskussion mit den Weiterbildungsteilnehmern der psychiatrischen Fachpflege gehen, und ich werde EREPRO weiter empfehlen. Vielen Dank für Ihre Arbeit!

Dagmar Weiße
Leiterin Weiterbildung psychiatrische Pflege
Diplom-Pflegepädagogin (FH)
Lehrerin für Pflegeberuf
Fachkrankenschwester für psych. Pflege
_____________________________________

UNIVERSITÄTSMEDIZIN
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Weiterbildung in den Gesundheitsfachberufen
Fachbereich psychiatrische Pflege
Am Pulverturm 13, 55131 Mainz

dagmar.weisse@unimedizin-mainz.de

Telefon + 49 (0) 6131 17-2637
Telefax + 49 (0) 6131 17-5598

Wahrhaft SELBST-bestimmt sind normalerweise weder die Patienten noch die Psychiater

Liebe Mitmenschen!
 
Wahrhaft SELBST-bestimmt sind normalerweise weder die Patienten noch die Psychiater. Und das Problem Psychiatrie wird erst lösbar sein, wenn auch die Psychiater Krankheitseinsicht zeigen – Einsicht in die Befallenheit und Beeinträchtigung durch die KOLLEKTIVE NEUROSE.
 
Derzeit jedoch werden von der Psychiaterschaft noch regelhaft Krankheits-Diagnosen verteilt aufgrund von Symptomen größerer als “normaler” Gesundheit. Allein dieser eine Aspekt des Problems Psychiatrie wäre Grund genug, von einer “Skandal Psychiatrie” zu sprechen, aber es gibt etliche weitere.
Zum Beispiel die widernatürliche Beschränkung des wissenschaftlichen / schulmedizinischen Systems auf den GROBstofflichen Teil des Seins / Universums – unter Ausschluß des FEINstofflichen Teils. Insbesondere weil in diesem, FEINstofflichen, Bereich sowohl die tieferen Ursachen der “Krankheiten” liegen als auch das Potenzial der grundlegenden, nachhaltigen, HEILUNG.
 
Obwohl die Möglichkeit der vollständigen Heilung der allermeisten Krankheiten BEKANNT ist, wird sie vom wissenschaftlich-schulmedizinischen System ignoriert und überdies von vielen auch noch schlechtgeredet und diejenigen, die sich damit befassen, durch üble Nachrede oder Rufmord behindert.
 
Die KOLLEKTIVE NEUROSE – die ich seit 20 Jahren die “Kollektive Zivilisations-Neurose” nenne, ist aber nicht nur die tiefere Ursache der allermeisten Krankheiten (in) der zivilisierten Gesellschaft, sondern auch die Ursache der in Abständen von einigen Jahrzehnten immer wieder ausbrechenden “Kollektiven PSYCHOSE”. Zu Recht wurde die Zeit 1933-1945 auch “Kollektive Psychose” genannt.
 
Höchste Zeit für entsprechende, tiefergehende, Erkenntnis.
 
Herzliche Grüße:
 
Wolfgang Heuer
www.Seelen-Oeffner.de
Man kann die meisten aktuellen Beiträge von mir – als “heureka47” – im WELTENWANDLER-Forum finden und meine TIPPS bei GUTEFRAGE.net

“Dort, auf euren geschlossenen Stationen, ist für Patienten nicht gut sein.” von G. Brand

Seit März vergangenen Jahres betreiben einige Mitglieder unseres Vereines zusammen mit mir einen solchen Besuchsdienst im ( … ) Bezirkskrankenhaus; eine ehrenamtliche Tätigkeit, die wir als die eigentliche, als die Kernaufgabe eines Selbsthilfevereins betrachten.

Aus unseren bisher gemachten Erfahrungen und Erlebnissen dort kann ich nur rundheraus bestätigen, daß dieser Dienst dringlich notwendig und sinnvoll vor allem für Patienten der dortigen geschlossenen Intensivstationen C1/C2 ist  – Patienten, die häufig keinerlei Zuwendung oder Unterstützung von “außen” erhalten,

Patienten, die sich den rigiden Bedingungen des Aufenthalts dort mehrheitlich als nahezu rechtlos ausgeliefert empfinden, Patienten, die die zuteil werdende Behandlung oft als eher Mißhandlung empfinden, wie zu ertragen gezwungen sich erleben.

Patienten, die der einfühlenden Anteilnahme in ihrer Not bedürfen, und sich nur allzu häufig Vorgehensweisen des dort tätigen Personals ausgesetzt sehen, die dem  –  von denselben Mitarbeitern auf Nachfrage stets vollmundig verkündeten  – Anspruch auf Fürsorge und Zuwendung nach unserer Einschätzung in  vielen Fällen Hohn sprechen.

 Unmittelbarer körperlicher Zwang oder auch ‘nur’ die Bedrohung dadurch sind ständig gegenwärtig.

Sich davon die Entstehung einer wechselseitigen Vertrauensbasis zu erwarten kann nur denjenigen vorschweben, die all diese geschilderten Umstände routiniert nicht zur Kenntnis zu nehmen gewohnt sind: Diejenigen, die die Schlüssel dieser Stationen bei sich tragen.

Diejenigen, die unsere Bitte im Trialoggespräch im Januar 2012, diesen Besuchsdienst durchführen zu wollen, zu unserer großen Überraschung spontan wohlwollend aufgenommen hatten.

Diejenigen, die inzwischen allerdings, anläßlich simpler von uns vorgebrachter organisatorischer Anfragen – andere wagen wir Feiglinge bisher eh nicht zu stellen  – stets und nur Negativ-Kritik an ihrem unhinterfragbaren ärztlichen Wohlhandeln erkennen wollen, die unsereinen bei solchen Gelegenheiten gerne kurz angebunden abzubürsten pflegen.  

Die uns vorwerfen, den Stationsfrieden zu stören, “alles” durcheinanderzubringen, uns  –  unerhört!  –  in die Behandlung der Patienten einzumischen.

Was wir bislang, und wohl auch noch für einige Zeit  –  Feiglinge, die wir eben sind  –  nicht gewagt haben, nicht wagen werden:
Uns hinzustellen, seis auf der Station, seis im Gemeindepsychiatrischen Verbund, sonstwo, um “denen” ins ignorant-arrogante Angesicht klar zu sagen:
“Dort, auf euren C-Stationen, ist für Patienten nicht gut sein.”

Weil wir befürchten müssen, dann umstandslos wieder rauszufliegen.
Diesen ‘Gefallen’ möchten wir “denen” nicht tun, zumindest solange nicht, wie wir,  jede/r Einzelne von uns, diesen permanenten Zwiespalt ertragen können, den uns die dortigen Zustände immer wieder verursachen:

Den Zweifel im Hauptsächlichen, ob wir uns durch Wohlverhalten und öffentliches Beschweigen der vorgefundenen Zustände nicht ein ganzes Stück weit zu gewissermaßen Komplizen derer herabwürdigen,denen ‘Compliance’, einerseits, ein ebenso allzeit wohlgeläufiges Leerwort, wie, andererseits, in souveräner Selbstverständlichkeit nicht praktiziertes Handeln ist.

Oder als lediglich Einbahnstraßenregelung mit deutlichstem Hierarchiegefälle vorkommt  – vorgeschriebene Fahrtrichtung: Von oben nach unten.  

Da bleiben wir lieber feige, um wenigstens,wenn es auch oft nur für kurze Zeit möglich ist, denjenigen unsere Hand reichen zu können, diejenigen in unsere Arme zu schließen, die dessen bedürfen, und es selbst haben mögen. Derer haben wir dort nicht wenige gefunden.Da bleiben wir also gerne  – in Anbetracht der Kernaufgabe von unsereinem  – eben lieber feige.
Umstandslos hinauszufliegen:
Das gönnen wir viel lieber denen, die da drin vorwiegend Verwahrung anstelle angemessener Behandlung erfahren. Wir sind erstmal drin,und wir wollen weiterhin: Rein.

Absurd, scheints  –  aber so erscheint das Leben halt manchmal.

Günter Brand
für die SAP e.V.

Mitbringsel von A. Kurella

Ich habe mich für einen Ehrenamtspreis des Bezirkes Schwaben vorgestellt. Sollte sich mein Traum erfüllen, und ich den Preis von 5000 € erhielte, würde ich das Geld für meine neue „Arbeit“ verwenden.

Ich würde einmal im Monat auf der geschlossenen Station eine „Kuchentag“ finanzieren für die ca. 30 Patienten, und auch für alle Körperpflegeartikel einkaufen. Das Geld dafür kann ich nämlich nicht aufbringen, weil ich selbst kein Geld verdiene.

2011 und 2012 war es mir möglich, durch Geld- und Sachspenden die Patienten mit Obst, Süßigkeiten und Pflegeartikel zu beschenken.

Ein Spender hatte zwei Mal 100 Euro in meinen Briefkasten gegeben, eine Dame gab 50 € und von zwei Damen bekam ich 30 Tafeln Schokolade und noch anderes Naschwerk.

Diese Spenden bekam ich durch einen Artikel von mir, der von der Augsburger Allgemeinen Zeitung gedruckt wurde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass sehr wenige Besucher auf die geschlossene Stationen kommen, und habe die Einsamkeit der Patienten hervorgehoben und – dass man sie mit einer Tafel Schokolade erfreuen könnte.

Dass ich Spenden erhalte, habe ich nicht erwartet, aber ich war hoch erfreut, dass es Menschen gibt, die an Andere denken.

Das Geld, mit dem ich sehr vorsichtig umging, habe ich so eingeteilt, dass ich für 30 Patienten das Weihnachtsfest 2011 versüßt habe, sowie das folgende Osterfest und im Sommer habe ich Getränke – wie Limo – auf die Station gebracht.

Zu Betteln ist nicht meine Art, aber Hinweise, dass es kranke Menschen gibt, die lange in der Psychiatrischen Klinik geschlossen untergebracht sind, und kaum oder gar nicht besucht werden, erlaube ich mir zu schreiben.

Viele Besucher wissen gar nicht , wie sehr manche Patienten gerne mal was Süßes essen würden, aber das steht nicht auf dem Speiseplan. Ganz neu höre ich, dass es zu wenig zum Essen gibt und die Patienten Hunger haben. Wird tatsächlich auch noch mit dem Essen gespart? Muss mich weiter umhören, ob das der Fall ist.

Auch die Verwahrlosung der Patienten ist auffallend. Aber den Patienten, der sich nicht pflegt, zu einem Bad zu bewegen mit sanftem Zwang ist ja – wie mir erklärt wurde -KÖRPERVERLETZUNG.

Der Patient, der ehrlich wochenlang nicht mit Wasser und Seife Kontakt hatte, ist nun zumindest einmal gewaschen. Mal abwarten, wie lange es diesmal dauert bis zur nächsten Körperreinigung. Eine Rasur und ein Haarschnitt wären auch sehr nötig. Auf Nagelpflege wird total verzichtet. Es liegen Einwegscheren bei den Pflegern vor, aber die Patienten fragen doch sicher nur selten einen Besucher, ob er ihnen die Hand- oder Fußnägel schneidet. Das Ganze gehört zur Krankenpflege. Das sind total hilflose Patienten, die einfach nicht gut versorgt sind.

Das Ganze würde ich gerne dem Klinikdirektor sagen, aber bei ihm kann ich sicher keinen Termin erwarten. So schreibe ich alles auf, was ich sehe und erlebe, auch was mir Patienten erzählen. Das Pflegepersonal, wiegt sich in einer gewissen Sicherheit, denn die Patienten sind verwirrt. Aber, wenn ich stets von vielen Kranken dieselbe Aussage hören darf, muss ich ihnen glauben. Und ich kann gut unterscheiden, wer verwirrt ist, und wer die Wahrheit erzählt.

Bin immer noch nur auf der einen geschlossenen Station als Besucher, und zur Zeit auch auf einer offenen Station.

Da besuche ich eine Frau, die vor kurzem von der geschlossenen auf die offenen Station verlegt wurde. Diese Patientin war schon im Sommer 2012 auf der Geschlossenen in Behandlung, dann auf der Offenen.

Leider hat sie nach der Entlassung aus der Klinik erneut zur Behandlung auf der Geschlossenen aufgenommen werden müssen. Sie war schwer depressiv, und anfangs lag sie nur im Bett, wenn ich zu Besuch kam. Sie wollte sich das Leben nehmen. Warum? Ihre Antwort: “Es hat keinen Sinn, ich bin so krank und werde nie wieder gesund.”

Ich erklärte ihr, dass jedes Leben einen Sinn hat, auch das Ihre, sie sei eine sehr gute und liebenswürdige Frau, die ich sehr gerne hab, und sie soll doch an ihren Sohn denken, der will doch seine Mutter behalten.

Auch ich kann nicht in die Seele der Patientin schauen, aber oft sind es die guten Worte oder eine Umarmung, die dem Mutlosen gut tun.

Diese Frau vertraut mir so, dass sie mir Dinge erzählt, die weder die behandelnden Ärzte noch der Oberarzt erfahren, So teile ich die Sorgen der Patienten, die oft sehr groß sind, und ich mache ihnen Mut. Ich sage oft: „ Ich war so krank, wie Du es jetzt bist, und bin so geworden, wie ich es jetzt bin. Kein Mensch sieht mir an, dass ich so krank war, dass ich versucht habe, mir das Leben zu nehmen. Heute bin ich dankbar leben zu dürfen.“

Ich versuche dieser Frau den Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDi) zu empfehlen. Sie bräuchte eine Stütze, sie lebt alleine, hat keine Freunde, und sagte mir gestern am Telefon, ich sei die Einzige, der sie vertraut. Sie ist nicht viel älter als ich, so um die sechzig. Inzwischen hat sie das Schlimmste hinter sich. Solange sie in der Klinik ist, begleite ich sie, aber was ist nach der Entlassung? Vielleicht gelingt es mir, Frau M. zu überreden, Hilfe von dem SPDi anzunehmen.

Man braucht Geduld und man sollte die Medikamente einnehmen, wenn sie verordnet werden. Aber leider werden in der Psychiatrischen Klinik in Augsburg auf den geschlossenen Stationen nur Psychopharmaka eingesetzt. Ich denke, das allein reicht nicht. Wie soll ein Mensch gesund bzw. stabil werden, wenn er durch keinerlei Therapie unterstützt wird?

Eines ist ganz klar, auf den geschlossenen Stationen der Psychiatrischen Klinik in Augsburg gibt es keine Therapie. Eine Beschäftigungstherapie für Patienten, denen es besser geht, fehlt!

Was vor 30 Jahren in der Klinik in Günzburg möglich war, eine Beschäftigungstherapie auf Station – ist in der „modernen Psychiatrie“ nicht möglich?

Im Allgemeinen sehe ich, dass viele, vielleicht auch zu viele Medikamente verabreicht werden. Manche Patienten laufen wie Roboter, und Andere wissen gar nicht, wo sie sind.

Besucher sind selten, und so ist die Zeit besonders schwer zu ertragen. Es sollte doch erlaubt sein, dass man zu Besuch kommen kann, so wie ich es nun darf, aber es war sehr schwer, die Erlaubnis zu bekommen.

Immer wieder sehe ich , wie wenige Besucher kommen. Die Kranken warten oft vergeblich und irgendwann warten sie nicht mehr.

Deshalb komme ich zu Besuch und ich werde schon an der Türe erwartet, obwohl ich keine Verwandte bin. Die Patienten dürfen mich mit „Du“ ansprechen, und nennen mich Angelika oder auch KURELLA. Beides erlaubt. Meist setze ich mich in den Speiseraum, und einige Patienten setzen sich zu mir.

Ich erzähle von „DRAUSSEN“ ganz locker, und einfach auch von meinem schwarzen Kater, einige Patienten fragen sogar: „Wie geht’s deinem Kater Gugulu?“ Ich versuche die Menschen abzulenken, und es gelingt mir sogar sie zum Lachen zu bringen.

Wenn ich gehe, werde ich umarmt, und die Patienten bedanken sich für meinen Besuch.

So viel Anstand finde ich oft außerhalb der Klinik nicht.

Man muss die Kranken spüren lassen, dass man Respekt vor ihnen hat. Nur Mitleid oder der Satz: “Das wird schon wieder“, reicht nicht.

Wenn eine Patientin mir sagt, dass sie gerne 8 Biere trinken möchte, erkläre ich mit ernster Miene, dass sie das doch bitte nicht tun solle, die Medikamente und Alkohol seien ein giftiges Gemisch.

Wenn aber dieselbe Patientin sagt, sie hätte so gerne eine Tafel Schokolade, sage ich, gut, ich bring Dir bei meinem nächsten Besuch eine Tafel mit.

Habe auch schon Unterwäsche, Socken und andere Bekleidungsstücke mitgebracht. Auch Zahncreme und Zahnbürsten, Duschbad usw. sind oft in meiner Tasche, und dafür verlange ich nur ein Dankeschön oder ein Vergelt’s Gott.

Verwahrlost unter Aufsicht! Ist das Krankenpflege? Angelika Kurella

„Kommen Sie bitte, Ihr Bad ist fertig.“
Einen Patienten aufzufordern, ein Bad zu nehmen – ist das wirklich – Körperverletzung?

Was mir immer wieder auffällt bei meinen Besuchen auf den geschlossenen Stationen der Psychiatrischen Klinik sind Patienten, die sehr ungepflegt sind.

Normalerweise schließt die Krankenpflege auch die Körperpflege des Patienten mit ein. Wenn ein „normaler“ Patient sich nicht selbst waschen oder duschen kann, macht das der Pfleger oder die Krankenschwester.

Bei psychisch Kranken – nicht.

Wenn ein psychisch Kranker sich nicht pflegen will, darf er ungewaschen bleiben, denn “der Zwang zur Körperpflege ist Körperverletzung.”

Das Personal schaut also zu, wie die Patienten verwahrlosen. Meine  Frage ist, darf man Patienten verwahrlosen lassen?

Ein Patient, der zur Zeit auf der geschlossenen Station untergebracht ist, hat – seit er in der Klinik ist – weder geduscht noch ein Bad genommen. Er wäscht sich nicht mal die Hände.
Eine Patientin erzählte mir, dass sie mit diesem Patienten am Tisch zum Essen saß, aber sie musste den Speiseraum verlassen, der Mann benutzt kein Essbesteck, er isst mit den Händen! Dieser Patient hat Einzelausgang.
Ich würde dem Patienten sagen: “Bitte duschen Sie oder baden Sie, sonst wird der Ausgang gestrichen.” Das wäre dann keine Körperversetzung, aber auf diese List kommt keiner.

Ich warte mal ab, wie lange es noch so weitergeht. Ist es dem Pflegepersonal und den Ärzten und Doktoren egal, wenn die Menschen sich nicht pflegen?

Das ist traurig und dieser Patient ist nicht der Einzige der übelsten Geruch auf der Station verbreitet.

Dass man einen psychisch Kranken mit sanfter Gewalt zur Körperpflege zwingt, kann ich noch verstehen, weil Körperpflege sehr wichtig ist. Man muss die Patienten ja nicht misshandeln.

Ich selbst war (vor Jahren auf der Geschlossenen) nach dem Bad froh, sauber zu sein. Viele Patienten wären froh, wenn man ihnen eine Badewanne volllaufen ließe, damit sie ein Bad nehmen können.

Dass sich die Kranken oft nicht pflegen, gehört zu der Erkrankung, ihnen ist alles egal, auch wenn sie stinken. Auch die Menschen, die normal sehr sauber sind, können in der Erkrankung ihren Körper nicht mehr pflegen, das weiß das Pflegepersonal ganz sicher. Nicht selten habe ich erlebt, dass Patienten stets dieselbe Kleidung tragen und Gerüche verbreiten, die mehr als unangenehm sind.

Die Patienten, die sich pflegen, müssen den strengen Geruch der Ungepflegten ertragen.

Auch das Schneiden der Nägel ist Körperverletzung! Nur auf meine Bitte hin bekam ich eine Einwegschere, um meiner Tochter die Nägel zu schneiden.

Fazit:
Für mich ist vielmehr das Zusehen beim Verwahrlosen eine „KÖRPERVERLETZUNG“.

Jahresbericht 2011 der Berliner Beschwerde- und Informationsstelle für Psychiatrie (BIP)

Den ersten Jahresbericht 2011 der Berliner Beschwerde- und Informationsstelle für Psychiatrie kann man unter www.psychiatrie-beschwerde.de/ finden.
 
Eugenie Wulfert schreibt dazu in der Ärztezeitung vom 1.1.2013 unter dem Titel “Schulterzucken in Psychiatrien”, dass nicht alle Einrichtungen konstruktiv mit den Beschwerden umgegangen seien. Im Bericht werde zudem bemängelt, dass auch bei Einrichtungen mit generell vorhandener Kooperationsbereitschaft die Beschwerdebearbeitung oft sehr aufwändig gewesen sei, da die Zuständigkeiten für Außenstehende nicht transparent waren oder wechselten.

Das Spektrum der Beschwerden, die bei der BIP eingangen sind, seien breit. Etwa die Hälfte der 468 Beschwerden bezog sich laut Jahresbericht auf strukturelle Mängel.
Patienten beklagten zu lange Wartezeiten, unzureichende Einbindung von Angehörigen, fehlende Orientierungshilfen oder die ungenügende Vernetzung von ambulanten und stationären Hilfsangeboten.

Aber auch die ungewollte Verabreichung von Psychopharmaka, Zwangsbehandlungen wie Zwangseinweisung oder Fixierung, unhöfliche Umgangsformen des Personals, beengte räumliche Unterbringungsverhältnisse, Zweifel an der Qualifikation des Personals, Übergriffe sexueller und gewalttätiger Art seien Gegenstand der Beschwerden gewesen.

Auf diesen Artikel in der Ärztezeitung hat Jürgen Thorwart hingewiesen und ihn uns zur Verfügung gestellt.

Wie auf einer einsamen Insel – umgeben von einem Meer der Vergessenheit.

Ich gehe regelmäßig als Besucherin auf die geschlossene Station unserer Nervenklinik.

Was mir angenehm auffällt, ist das Verhalten des Pflegepersonals im Umgang mit den Patienten. Da ist mehr Menschlichkeit und Anstand vorhanden als auf anderen geschlossenen Stationen. Nur bei der Fixierung geht’s genau so zu wie auf der geschlossenen Station eine Etage tiefer.

Was mir weiter aufgefallen ist, ist – dass sehr wenig Besuch kommt auf der geschlossenen Station einer Psychiatrischen Klinik, und so wartet man als Patient vom Frühstück zum Mittagessen, Kaffeetrinken und Abendessen. Der Ausgang ist meist nicht erlaubt und wenn, dann in Gruppe mit Pfleger.

Als ich selbst das erste Mal in einer psychiatrischen Klinik auf der „Geschlossenen“ war, kam jeden Tag eine Therapeutin, die mit den Patienten, die das wollten, bastelte oder strickte. Das habe ich nicht mitgemacht, aber viele Patientinnen waren froh über diese Ablenkung.

Warum man das in der Klinik hier nicht macht, kann ich nicht verstehen. Man könnte doch junge Menschen – als Praktikanten – einsetzen für diese sinnvolle Arbeit.
Leider kann ich weder handarbeiten noch basteln, aber ich besuche die Patienten und durch Gespräche kann sie vom tristen Klinikalltag ablenken.

Eine Patientin sagte, wenn Besuch kommt – egal für wen, fällt ein Sonnenstrahl auf die Station. Eine sehr schöne Formulierung. So werde ich mindestens einmal pro Woche ein wenig Sonne auf die Station bringen…

Die Menschen sind sehr dankbar und kommen auf mich zu, sie wollen mit mir reden, und ich höre zu, das ist für mich eine Erfüllung – keine Arbeit.

Habe gestern einen Brief an den Chefarzt abgegeben, in dem ich ihm erkläre, dass ich gerne auch auf der anderen geschlossenen Station Einlass hätte. Mal schauen, ohne extra Erlaubnis würde ich sicher von dem Pflegepersonal erneut abgewiesen werden.

Traurig, denn ich will den Patienten helfen.

Frau L. habe ich seit Sommer letzen Jahres begleitet, leider ist sie erneut erkrankt. Ich durfte sie im „Wach-Bereich“ besuchen, das hätte man auf der anderen geschlossenen Station nie erlaubt.
Die Menschen auf den geschlossenen Stationen leben wie auf einer einsamen Insel umgeben von einem Meer der Vergessenheit. In ihre Einsamkeit komme ich und zeige den Patienten, dass ich an sie denke. Ich höre zu und gebe gute Ratschläge und schon oft habe durch kleine Geschichten die Patienten zum Lachen gebracht. Über Doktoren, Ärzte und Pfleger spreche ich nie schlecht, das würde nur Unruhe bringen.

Eine Patientin hat mich gestern zum Abschied herzlich umarmt und gesagt:“ Liebe X. danke für deinen Besuch.“
Das gibt mir den nötigen Schwung mein Ziel weiter zu verfolgen, und ich bleibe die treue Besucherin, die Sonne in den tristen Alltag der Patienten bringt.