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Mein Partner ist wohl depressiv – wir wollen keine Psychiatrie

  

Mein Partner ist abgeschnitten
von mir  
zur Zeit.                                                                       

So verschwindet er
immer mal wieder
aus meinem Leben
Und ist doch da

Das geschieht
nicht regelmäßig. 
Auslöser sind mir unbekannt.
Obwohl beobachtet mit Protokoll,
trotz Internetrecherche und Nachdenken.
       
Es gibt kein Prinzip, es gibt kein System.
Der Zustand ist wie Wetter.   
Man weiß es nicht vorher,
und kann es gar nicht steuern.

Anzeichen – ja.     
Vor allem Unentschlossenheit fällt auf,
banale Dinge zu entscheiden.
“Das weiß ich nicht” –
so lautet die Begleitmusik.
                                                      
Wenn es dann soweit ist,
stell ich mich darauf ein.
Hoffentlich sehr schnell,   
um mich zu schützen    
                                            
Schützen?

Vor plötzlicher Zurückweisung.
Bis hin zum aggressiven Korb,
nicht zu berechnen und ganz ohne Anlass
verstärkt durch Alkohol, der ja enthemmt –
dann mehr als sonst.

Ich bin genervt und ecke an,
vergesse, dass es wieder soweit ist,
mach Fehler ohne Überlegung:
Gewohnheit – Sicherheit – Vertrautheit
verführen mich dazu.

Schlagartig unterbrochene Verbindung,
schnell-wortlose Verständigung ist futsch.
Beginn der Zeit des großen Schweigens:
aktiv Zurückhaltung in Diskussion,
Aufmerksamkeit und Lust an meinen Themen,      
das wird nun eine zeit lang nicht mehr sein.

Fremd, isoliert, so stehe ich allein.
Beginne neu den Lernprozess,
der dauert bis allmählich –
gebranntes Kind – ich vorsichtiger bin.
Rückgriff auf meine Eigenständigkeit.

Blindheit im Zwischenmenschlichen
macht Umgangsformen harscher
und somit weniger sensibel –
so geht man um mit einem Hund.
Lautstark wird’s oft von meiner Seite,
wie wenn ich meinen Partner wecken will,
ihn, der nur kalt und gleichgültig sich gibt.

Lässt Orientierung an dem Gegenüber nach?
Was heißt das – weniger an Empathie?
Entzug von Sicherheit der Selbstverständlichkeit,
stand darauf die Beziehung?
Ein Rest von Anstandsregeln
verhindert, dass nicht alles
uns aus dem Ruder läuft.

Ich bin verletzt.
Doch mein Bedauern überwiegt.
Ich ahne, wie ich meinen Partner störe,
der nicht so reagiert wie sonst,
sich nicht auf alles einlässt.

Kann er Eindrücke schwerer integrieren?
Das denke ich.
Er schließt sich ab, wie um sich mehr zu sammeln.
Und alles weitere bedrängt ihn nur.
Auch, dass ich immer da bin,
das tut ihm nicht gut.

So mache ich
mich möglichst unsichtbar.
Dann geht es schon.

Ich sehe, wie er leidet.
Verhindern kann ich’s kaum,
er fühlt durch mich Herabsetzung
durch Vorschläge und kleine Tipps –
sogar Berührungen verletzen.

Entsprechend fehlt es an Respekt und Wertschätzung
für mich in diesen Zeiten.
Erniedrigung kommt vor
durch diesen reservierten „Fremden“,
den alle doch für meinen Partner halten.
Maßlose Wut kann mich dann packen.

Ich glaube nicht, dass  ich die Kältephase
verkürzen kann durch Mitgefühl –
genau so wenig helfen Lob und Anerkennung.
Es ist ganz einfach ein Naturereignis,
dem wir dann beide ausgeliefert sind.

Jetzt komme keiner mir mit Psychiatrie.
Um welche Störung geht’s denn hier ?
Liegt sie bei mir oder bei meinem Partner?
Wer ist Patient und wer der Angehörige?

Dieselbe kalte distanzierte Haltung –
nur diesmal bei dem Personal –
ab in das Schubfach mit der Diagnose
Das brauche ich nicht noch einmal.
Ihr macht uns nicht zu den Gestörten,
denn solchen macht Leben keinen Spaß.
Wir leben zwar am Rande der Gesellschaft
freiwillig und nicht abgeschoben.
Beruflich sind wir sehr gut drauf.
Mein Partner ist gebildet, geistreich, kreativ.
bewundert von sehr vielen Männern
und von den Frauen so wie so.

Die Psychiatrie, die würde das zerstören.
denn sie zersetzt den Stolz von jedem,  den sie trifft,
weil sie an ihm herum zu pfuschen anfängt.
Sie würde wagen ihn zu messen,
aus selbstherrlicher Besserwisserei.
Als ob das Leben kontrolliert abliefe,
und gerade wir uns schämen müssten.

Man will dort chemisch ins Gehirn eingreifen.
Was dabei vorgeht, ist noch nicht erforscht.
Man drängt dazu,
doch muss ein jeder für sich selbst entscheiden
wann denn der eigne Zustand
ihm unerträglich wird.

Mein Partner klagt nicht –
außer über mich.
Und unerträglich wird das Leben nicht.
Da hab ich keine Ängste.
Es gibt ja eine Perspektive.

Wir sind zusammen. Und es bleibt dabei.
Das Leben außerhalb der Kältephasen,
genießen wir
und oft sogar in dieser Zeit

Die Absicht von Beratern
Störungen zu tilgen,
erklärt sich nur berufsbedingt.
Das Reden drüber ist meist Zeitverschwendung.
Es sei denn, man hat Lust dazu.
Verführt wird dabei mancher Kunde
zu glauben an den Zauber der Veränderung
durch Therapie – 
dann ohne ständig neuen mühevollen Einsatz,
weil man ihm klar gemacht:
er selber sei unmöglich –
so wie er ist.
Das ist fatal.
Der Mensch wird unglücklich,
weil er derselbe bleibt.

Und wir versuchen’s weiter.
Es ist ein Auf und Ab.
Wir sind nicht ständig glücklich,
sogar zeitweilig sehr verrückt,
und das macht Angst.

Doch es geht schon
“Es gibt ja immer einen Ausweg“
sang eine jüdische Songsingerin.

Uta von Bebar

Postoperative kognitive Dysfunktion und Psychopharmaka

Was weiß man über die Folgen von Vollnarkosen bei Operationen an Menschen, die Psychopharmaka einnehmen? Das häufige Vorkommen erschreckender Zustände von Verwirrtheit nach Vollnarkosen bei Operationen solcher Patienten lässt diese Frage bei Mitarbeitern von Sozialpsychiatrischen Diensten (SPDi) immer wieder aufkommen. Aber niemand kann über Gründe und Ursachen aufklären – weder die zuständigen Anästhesisten noch die behandelnden Psychiater (niedergelassen oder in den psychiatrischen Kliniken).
Häufig wird als Ursache eine Inkompatibilität der Psychopharmaka mit dem Narkosemittel  vermutet, wie in dem Beitrag über Patrizia auf dieser Website, wobei es auch um die eventuelle Unvereinbarkeit von Chemotherapie und Neuroleptika ging. Die Autorin – ebenso wie die Klientin Patrizia – ist inzwischen verstorben. Beide litten an schweren postoperativen kognitiven Dysfunktionen nach Vollnarkosen bzw. Chemotherapie.

“Gedächtnisprobleme nach einer OP: Normal oder gefährlich? Erfahren Sie mehr über das Krankheitsbild der postoperativen kognitiven Dysfunktion (POCD) und seinen Zusammenhang mit Demenz”.
Diese Einladung der “Langen Nacht der Wissenschaften” in Berlin am 13. Juni 2015 haben wir aus dem Riesenangebot herausgesucht in der Hoffnung über diese Problematik mehr zu erfahren.

Wir versuchen hier kurz und allgemein die wichtigsten Aussagen des Vortrags darzustellen, dessen Inhalt Fachfremde nur schwer wiedergeben können. Vor allem fehlen uns natürlich die aufschlussreichen Infotafeln des Vortrags. Wir verweisen unsere Leser darum auf die Homepage des Forschungsprojektes, in dem die Referentin Frau Yürek arbeitet: www. biocog.eu “Entwicklung von Biomarkern zur Risikostratifizierung und Outcome-Prädikation für postoperative kognitive Störungen bei älteren Patienten.”
Die Aussagen der Referentin über das postoperative “Delir” (1) waren so alarmierend, dass wir beschlossen, hier auf die wichtigsten Ergebnisse umgehend hinzuweisen. Damit verbinden wir den Aufruf der Referentin, als Versuchspersonen an der dringend notwendigen wissenschaftlichen Untersuchung (in Berlin) teilzunehmen.

Hier ein Hinweis auf die Definition von „Delir“ im DSM V (2) aus einem Vortrag von Walter Hewer, wobei „Delir“ nicht immer mit „POCD“ gleichgesetzt wird: www.demenz-service-aachen-eifel.de/tl_files/aachen_eifel/PDF%20Dateien/Fachtagung%20Delir%20im%20Krankenhaus/Prof%20Hewer%20-%20Diagnostik%20und%20Therapie%20bei%20Delirverdacht%20-%2016.05.2013%20Aachen.pdf
Zur Differentialdiagnose von dementiellen Zuständen: 
http://www.aerzteblatt.de/bilder/2014/02/img77616948.gif

Um was geht es bei dieser Studie?
Goethe beschreibt in seinem Erlkönig ein solches Syndrom mit Halluzinationen, an denen das Kind in den Armen dann schließlich stirbt. Schon Hippokrates – im 4. Jahrhundert v. u. Z. – hat Symptome wie beim POCD beschrieben. Ein Konglomerat aus verschiedenen Symptomen, die im Kopf auftreten nach beliebigen – auch ganz kleinen – Operationen an verschiedensten Körperteilen.
Besonders ältere Patienten erleiden häufig nach einem operativen Eingriff mit Vollnarkose ein solches “Delir”, das mit Verwirrung und Angst einhergehen kann, aber auch mit längerfristigen Problemen bei der Merkfähigkeit, Konzentration oder der geistigen Leistungsfähigkeit, die dann nach solchen Operationen auftreten.
Die Symptome des Delirs können zurück gehen. Aber mit jedem Tag, den das Delir nach der OP länger als 3 Tage dauert, – so die Referentin – steigt auch die Sterberate der Patienten.

“In der Biocog-Studie werden wir insgesamt 1200 chirurgische Patienten hinsichtlich Veränderungen ihre kognitiven Leistungsfähigkeit vor und nach dem Eingriff untersuchen.” (3) Es geht um toxisch-metabolische Dysfunktionen nach Narkosen, wenn das Gehirn aufgrund seines Alters und anderer Einflüsse  (z.B. Substanzen mit Abhängigkeitspotential) nicht mehr die Belastung ausreichend kompensieren kann. Die Tiefe einer Narkose kann man nur feststellen, wenn man sie eigens misst. Es wurde dringend empfohlen, diese Untersuchung immer bei OPs mit Vollnarkosen durchzuführen. Das ist aber nicht in allen chirurgischen Kliniken Standard. Auch wenn die Sauerstoffsättigung gemessen wird, wie routinemäßig im Virchowklinikum Berlin, kann nicht immer vermieden werden, dass die Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff eintritt und ein Delir folgt.
Nur 13% der Patienten mit postoperativem Delir sind hyperaktiv in ihrer Verwirrung, 80% dagegen liegen ganz ruhig da, und das Delir bleibt häufig unerkannt und somit unbehandelt.

Auf der Intensivstation tritt bei 60 bis 87% dieser Patienten ein postoperatives Delir auf, das dann behandelt wird. Im Aufwachraum hat man bei noch bei 47% der Operierten ein Delir festgestellt, auf der Normalstation bei 21% und nach Entlassung dann erst zu Hause schließlich noch bei 41%.

Die Deutsche Alzheimergesellschaft berichtet, dass im Mai 2013 in dem Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge (KEH) in Berlin “ein pflegerisches Konzept mit dem Titel ‘Demenz – Delirpflege’ auf den Weg gebracht (wurde), das auf den Ergebnissen unserer postoperativen Delirstudie basiert, die 2011 und 2012 in der Chirurgie des Krankenhauses durchgeführt wurde.” In diesem Zusammenhang wurden Ansätze von speziellen Betreuungskonzepten sowohl für demenziell erkrankte Menschen als auch für Menschen, die an Verwirrtheit aufgrund von Delirzuständen leiden, eingeführt. Es geht darum, die Behandlung an den jeweiligen Bedürfnissen zu orientieren. Die Abläufe sollen so gestaltet werden, dass sie bei den Patienten keine Angst auslösen.” https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/auf-dem-weg-zum-demenzsensiblen-krankenhaus.html

Zur Information über Hypothesen zu dieser postoperativen Erkrankung, muss hier eine Schautafel von der Homepage der Studie reichen:

(( EREPRO bittet um Verständnis, dass diese Schautafel erst später gezeigt wird, da die Genehmigung dafür von der Klinik noch nicht vorliegt.))

Es geht darum, dass das TNF Alpha (Tumornekrosefaktor) durch die Blut-Hirn-Schranke durchgelassen wird und somit die microgliale Inhibition nicht mehr funktioniert. 

Durch anticholinerge Medikamente – also auch Antipsychotika – kann ein neurodegenerativer Prozess initiiert werden, insbesondere bei Menschen mit beginnender Demenz. (4)
Dazu gehören auch Blutdruckhemmer, Diuretika und viele andere Medikamente, auch Psychopharmaka wie Benzodiazepine. (5) Benzodiazepine sind so schädlich, dass von der Referentin dringend empfohlen wird, sie als Beruhigungsmittel vor einer OP nicht mehr einzusetzen und statt dessen besser ein Gespräch mit dem Patienten zu seiner Information und Beruhigung zu führen. Der Entzug, der beim Absetzen dieses Suchtmittels entsteht, könnte für das Entstehen von POCD nicht minder gefährlich sein. Das trifft auf Antidepressiva weniger zu.

Das Auftreten des postoperativen Delirs liegt somit nicht immer an der Narkose-Chemie. Jeder Patient hat auch sein eigenes Risiko. Bei trockenen Alkoholikern scheint das Delirrisiko geringer zu sein.
Angst und Schmerz bei den OP Patienten sind Trigger für ein Delir, ebenso wie Fieber. Unklar ist, ob das statistische Ergebnis vermehrten Auftretens postoperativer Delire bei älteren Menschen auch daran liegt, dass diese häufiger operiert werden. 

Sehr lange, viel zu lange – meinte die Referentin – hat man sich ärztlicherseits wenig Gedanken gemacht über die Folgen von Operationen “im Kopf”. Jetzt will dieses Studienprojekt mit Hilfe des MMST (6)) den kognitiven Zustand der Operierten untersuchen. 

Das medizinische Wissen hinsichtlich des postoperativen Delirs ist dementsprechend noch sehr begrenzt und wenig gesichert. Mit einem Anästhesisten, der sich über POCD habilitiert hat, fanden wir endlich auch einen kompetenten Experten, der die verlässliche Aussage treffen konnte, dass es keine einzige wissenschaftliche Studie gibt über die Vereinbarkeit von Psychopharmaka mit Narkosemitteln.

Unserer Meinung nach ein weiterer unglaublicher Missstand in der Psychiatrie, zumal jedem Insider geläufig ist – und auch von diesem Anästhesisten als „erfahrungsbekannt“ bestätigt wurde, dass Menschen mit fortgesetzter Psychopharmakbehandlung unter besonders schweren Folgen von POCD nach Vollnarkosen zu leiden haben. Und zwar wohl nicht nur wegen höherer Anfälligkeit der Patienten durch ständige Medikamenteneinnahme, sondern möglicherweise auch wegen chemisch schädlichen Zusammenwirkens der verabreichten Substanzen. 

Quintessenz:
Gedächtnisstörungen nach Operationen mit Vollnarkose sind also nicht “normal” wie der Titel der Veranstaltung hätte suggerieren können, auch nicht nur “gefährlich”, sondern sehr gefährlich.
Sie müssen unbedingt diagnostiziert und dann behandelt werden. Spezielle Untersuchungen über die postoperativen Folgen bei Vollnarkose und Psychopharmaka-Einnahme sind dringend erforderlich.

 

Anmerkungen
1.  “Delir” in dem Projekt verwendet als „zusammenfassender Fachbegriff für derartige postoperative Symptome“.
2. „DSM-5 ist die Abkürzung für die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM;englisch für „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“), eines Klassifikationssystems in der Psychiatrie. Das DSM wird seit 1952 von der American Psychiatric Association (APA; deutsch: amerikanische psychiatrische Gesellschaft) in den USA herausgegeben.“ Wikipedia (2.7.2015)
3. Zitat aus dem Flyer des Projektes, mit dem zur Zeit noch Teilnehmer an der Studie gesucht werden.
4. Über anticholinerge Arzneistoffehttp://www.pharmazeutische-zeitung.de/?id=49072
5. Hager nennt folgende Pharmaka, die ein Delir auslösen oder verstärken können:
Neuroleptika z.B. Chlorpromazin, Promethazin, Trizyklische Antidepressiva z.B. Amitryptilin, Doxepin, Spasmolytika z.B. Butylscopolamin, Antihistaminika z.B. Diphenhydramin, H2-Blocker z.B. Cimetidin, Ranitidin, Ophtalmologica z.B. Atropin-haltige Augentropfen, Antiparkinsonmittel z.B: Anticholinergika, Dopaminagonisten, L-Dopa,  Analgetika z.B. generell Opioide und Opiate, Azetylsalizylsäure in höherer Dosierung, NSAR, Antikonvulsiva z.B. Phenytoin, Valproinsäure, Carbamazepin, Antibiotika z.B. Gyrasehemmer, Sulfonamide, Tuberkulostatika, Benzodiazepine z.B. der Entzug von Benzodiazepinen, andere z.B. Kortikosteroide, Lithium, Digitalisglykoside, Propanolol, Clonidin, Chinidin, Ciclosporin, Theophyllin, Lidocain, Mexiletin. K. Hager, 4.5.2011, Diagnose, Prävention und Therapie des postoperativen Psychosyndroms und des Delirs im Alter.
6. über den Test s. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Mini-Mental-Status-Test (10.7.2015) 

Literatur
Wer sich genauer informieren will über das Krankheitsbild der POCD sei auf einen langen Artikel im Ärzteblatt hingewiesen: http://www.aerzteblatt.de/archiv/154793/Postoperative-kognitive-Dysfunktion

Geschichte von Bethel +++ Unterschreiben gegen kommerzielle Motive in der Neurologie

Zwei Beiträge in der der Zeitschrift “Soziale Psychiatrie” Nr. 3, Juli 2015 könnten für EREPRO Leser besonders interessant sein:

1. Die Buchbesprechung von Brigitte Siebrasse, Bielefeld über das Buch 
Barbara Degen, Bethel in der NS-Zeit, Die verschwiegene Geschichte, 2014
Ausgewogen und ausführlich beschreibt Siebrasse das Buch von Barbara Degen über die Behandlung von Kindern in Bethel während der NS-Zeit.
„Degens Stichwort ist ‚Hungerpsychiatrie’. Schlechte Ernährung in Kombination mit Epilepsiemitteln sei eine gradezu klassische Tötungsformel. Ihre Recherche ergab: 2000 behinderte und nicht behinderte Kinder starben während der Nazizeit im Kinderkrankenhaus ‚Sonnenschein’, das als Diakonissenkrankenhaus der Leitung der Stiftung Sarepta unterstand.
Eindeutige Beweise für dieses Kindersterben kann Degen nicht vorlegen, doch sie findet genügend Unstimmigkeiten und trägt alarmierende Indizien zusammen.“ Soziale Psychiatrie 3/2015 S. 56

Zum Vergleich verweisen wir auf eine andere Stellungnahme zu Degens Buch von Dr. Uwe Kaminsky, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrstuhl Christliche Gesellschaftslehre, Evangelische theologische Fakultät. Universität Bochum.
https://www.bethel.de/fileadmin/Bethel/aktionen_und_projekte/Stellungnahme_Buch/Buch_Degen_Kaminsky-Stellungn__17_9_14.pdf

Uwe Kaminski wird auch zitiert in dem Artikel von EREPRO: “Frage nach versteckter Schuld der Diakonie.” http://www.erepro.de/2015/02/23/frage-nach-versteckter-schuld-der-diakonie/

 

2. „Interessen Konflikte offenlegen!“ Das ist das Anliegen der „Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte – Mein Essen zahl ich selber“ (MEZIS), von Transparency Deutschland sowie „NeurologyFirst“, einer Initiative deutscher Neurologen für pharmaunabhängige Kongresse und Leitlinien. Sie haben einen Aufruf gestartet mit Vorschlägen für den Umgang mit Interessenskonflikten. „Klinische Behandlungsleitlinien…müssen sich ausschließlich auf die verfügbare wissenschaftliche Evidenz stützen und dürfen nicht von kommerziellen Motiven der Hersteller von Arzneimitteln und Medizinprodukten beeinflusst werden.“
„Eine ausführliche Beschreibung von ‚NeurologyFirst’ sowie die Möglichkeit zur unterstützenden Onlineunterschrift gibt es im Internet: www.neurologyfirst.de/appell/“. Soziale Psychiatrie 3/2015 S. 62

Über meinen Leidensweg. Bericht an einen Psychotherapeuten.

Der Autor stellt seinem Bericht einige Thesen voraus, anstelle einer Zusammenfassung:

1) Die Medikation (Psychopharmaka) muss mit dem Patienten “besprochen” werden. Der
Psychiater sollte eine Art “Augenhöhe” mit dem Patienten anstreben. (es gibt ein Urteil vom Bundesverfassungsgericht dazu!)

2) Auf vielen geschlossenen Psychiatrie-Abteilungen wird immer noch hochdosiert,
ohne Rücksicht zu nehmen. Die Praxis in den Kliniken entspricht nicht
dem rechtlichen Stand. Eine Zwangsmedikation traumatisiert den Patienten
langfristig, und ist rechtlich fragwürdig.

3) Neuroleptika werden akut sehr schnell hochdosiert, aber nicht mehr
verantwortlich runtergefahren. Das Ergebnis sind
Langzeit-Hochdosierungen, die schädigen. Oder das “runterfahren” dauert
ewig lange, wegen dem Gehirnstoffwechsel: “es könnte ja wieder etwas
passieren”.

4) Kennen Sie “alte Schizophrene”. Ich nicht viele. Die meisten sterben
an Kreislaufversagen oder irgendetwas anderem, vor 60.. Neuroleptika!

 

Im März dieses Jahres holte mich das zweite Mal (zuvor im November 2014) eine belastende Grippe ein. (bzw. grippaler Infekt). Zu dieser Zeit nahm ich 10 mg Fluanxol und 1000 mg Seroquel ein, (Quietapin). Als ich am ersten Wochenende dieser Zeit meine Mutter besuchte, war ich geschwächt von der Grippe und belastet durch die Einnahme der Neuroleptika. Es kam zu einem beinah-körperlichen Zusammenbruch, und ich fuhr zurück nach Hause. Dort hatte ich darauffolgend Oberbauchkrämpfe und einmal heftige Nierenschmerzen. Diese waren auf meinen geschwächten Körper und vor allem auf die Einnahme von Fluanxol zurückzuführen, von dem ich ähnliche Symptome vorher schon kannte, nur nicht so heftig. Es ist bekannt, dass Neuroleptika schwere Nebenwirkungen haben, die langzeit-schädlich sind. Ich kann seit Jahren nicht vor 10:00 Uhr aufstehen (ich „komm nicht hoch“) und leide durchaus schon länger unter diesen Medikamenten, die auch nachweislich die Lebenserwartung verkürzen.

Ich bekam körperlich Angst, – mit 50 Jahren will ich mit meinem Leben noch etwas anfangen, und traf die Entscheidung, die Neuroleptika abzusetzen. Und zwar ganz.
Dies ist sicher ein Fehler gewesen, doch aus der Sicht der jahrelangen Nebenwirkungen auch verständlich. Ich wollte mich ganzheitlich behandeln lassen, und suchte auch schon nach einem alternativen Arzt.

Daraufhin wurde ich von allen Seiten unter Druck gesetzt, doch „meine Medikamente zu nehmen“, – auch von der Leitung des ambulant betreuten Wohnens, Frau X. Ich lebe in einer WG („betreutes Wohnen“), die ambulant betreut ist. Durchaus sinnvoll.
Im Zuge der Grippe und auch wegen des Drucks, dem ich ausgesetzt war, ging es mir schlechter. Die ständige Einnahme von Paracetamol (etwas anderes konnte der Hausarzt nicht empfehlen), war sicher auch nicht allzu hilfreich. Ich schlief tagsüber, und der Schlaf-Tag-Rhythmus kam aus dem Gleichgewicht. Nachts war ich z.T. unruhig, und lief in meinem WG-Zimmer hin und her.
Da ich nicht mehr an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnahm, sondern nachts aß, tauchten „aus Sorge“ eines Abends 4(!) Polizisten und 2 Sanitäter auf, holten sich auf Grund von „Unterernährung“ , die eine Eigengefährdung sei, und auf Grund meines „desorientierten Zustands“ einen gerichtlichen Beschluss, und lieferten mich gegen meinen Willen in der geschlossenen Abteilung C 2 der Psychiatrischen Klinik hier (= “Bezirkskrankenhaus” BKH) ein. 26. März. Dass ich „keine Medikamente nahm“ und „nicht essen würde“ wurde mir vorgehalten.

Auf der geschlossenen Station C 2 blieb ich eine Woche, und wurde dann auf mein Bitten auf die offene Station B1 verlegt. Ein Aufenthalt auf einer offenen Station, um mich zu stabilisieren, war für mich akzeptabel, die gerichtliche Unterbringung nicht.

Ich legte schriftlich Widerspruch beim Amtsgericht ein. Die Unterernährung stimmte nachweislich nicht, sondern war auf die körperliche Schwächung durch die Grippe zurückzuführen. Ich war auch nicht „desorientiert“, sondern unter Schock wegen der „verletztend auftretenden Staatsmacht“ (4 Polizisten!). Dazu wurde ein recht faires Gutachten erstellt, von einer Diplom-Psychologin und einem Oberarzt der C 2 , das auch meine Intelligenz und Sensibilität auf Grund meiner  langen psychosomatischen Geschichte durch die Neurodermitis berücksichtigte.

Am 24.04 d. J. (meinem Geburtstag) wurde der Unterbringungsbeschluss gegen mich vorzeitig aufgehoben. Zumal es auf der offenen Station keine „Komplikationen“ gab. Ich freute mich. Dennoch war die nächste Auseinandersetzung vorprogrammiert. Die Leiterin des betreuten Wohnens, Frau X nahm massiv Einfluss, dass ich „Medikamente nehmen müsse“. Ich nahm tatsächlich 800 mg Seroquel, verweigerte aber das Fluanxol wegen der schweren Nebenwirkungen.

Es kam zu einem Gespräch mit Frau X, Hr. Dr. XX (Oberarzt der Station B 1), Frau NN (Sozialarbeiterin für diese Station) und mir. Zu dieser Zeit war der Unterbringungsbeschluss noch aktiv, und ich daher entsprechend unter Druck. Keine schöne psychische Situation. Die Medikamente waren Thema. Ich erklärte, dass ich eine alternative Heilbehandlung anstrebe, und irgendwann „frei und ohne Neuroleptika“ leben wolle. Durchaus sei  ich bereit, diese in Akutsituationen zu nehmen, und auch eine Zeit übergangsweise, bis eine alternative Behandlung wirksam sei. Es wurde von mir eine Zusammenarbeit zwischen Schulmedizin und alternativer Behandlung vorgeschlagen. Dies wurde auch akzeptiert. Natürlich war die Dosierung der Medikamente Thema. Hr. Dr. XX von der B  1 (offene Station) zeigte sich durchaus offen für neue Wege. 

Kurz darauf wurde der gerichtliche Unterbringungsbeschluss gegen mich vom Landgericht aufgehoben. (Anmerkung von EREPRO: 14 Tage nach dieser Aufhebung wurde eine rechtliche Betreuung angeordnet). 

Das Mittel Fluanxol wurde mir dennoch in einer Dosierung von 5 mg später „nahegebracht“. Und ich nahm es, um weitere Diskussionen zu vermeiden. Allein dies war schon ein Unterlaufen der Gesprächsrunde.
Dass ich eine alternative Behandlung durchsetzen musste, ist allein schon ein Witz. Ich habe in Deutschland das Recht, die ärztliche Behandlung frei zu wählen.

Dann geschah etwas, was die Situation veränderte. Am Abend des 8. Mai  (Freitag) stand ich nach 20:00 Uhr (die offene Station B 1 schließt auch um 20:00 Uhr) am Haupteingang des BKH mit einigen Tüten, weil ich plötzlich Angst vor der Psychiatrie hatte. Ich glaubte, Herr F. (ein Betreuer von mir aus der WG) würde mich abholen und zurück in die WG bringen. Dies fiel auf, und ich war in dieser 40 Minuten dauernden wirren Phase auch für eine Pflegerin von der Station B 1 nicht ansprechbar.
Schließlich tauchte jemand von der geschlossenen Station C 1 auf, und ich wurde auf diese „geschlossene“ bugsiert. Verständlich aus der Sicht der Pflegerin, weil ich nicht ansprechbar war. Ich „träumte den Traum von der Entlassung“. Als ich mitbekam, wohin es ging (nämlich auf die „geschlossene“), war ich sofort wieder klar, und auch bewußt. Als sich die Türen hinter mir schlossen,  war das nicht mehr zu ändern. Ich hatte in 19 Jahren Schizophrenie noch nie eine „wirre Phase“, und glaubte, diese Situation ließe sich wieder lösen. Die diensthabende Nachtärztin, die mich aufnahm, und der ich die Situation schilderte, sagte dazu: „Naja, Hr.A., Sie stabilisieren sich über das Wochenende, und können wahrscheinlich am Montag wieder zurück auf die offene“.

Es stellte sich später heraus, dass man mich 5 Wochen auf der geschlossenen Station festhalten würde.  Am  Montag bei der Visite wurde mir tatsächlich versprochen, mich zügig auf die offene Station B 1 zurück zu verlegen. Dies geschah nicht in dieser Woche.
Als ich Abends dort meine Medikamente bekam, sah ich, dass ich 20 mg Fluanxol bekam. (Das war die 4-fache Dosierung dessen, was am „runden Tisch“ mit Hr. Dr. XX vereinbart war). „Naja, sie brauchen sich nicht wundern, dass sie auf der geschlossenen mehr bekommen, kommentierte ein Pfleger.  Seroquel bekam ich 1000 mg. Dies ist eine Dosierung, die mich „totmacht“. Man kann bis zu 1600 mg davon geben. Wie man sich dabei fühlt, spielt keine Rolle.

Ich verzichtete auf eine Diskussion um die Medikamente mit dem dortigen Oberarzt. Er gilt als Autokrat und Schulmediziner, und ich kenne ihn durchaus. Man wird dort nur entlassen, wenn man die Medikamente nimmt.
Der Oberarzt ist stellvertretender med. Leiter des BKH. Ich kommentiere dies nicht. Ich bekam auch keinen Ausgang. Ich irrte auf dieser geschlossenen Abteilung 3 Wochen ohne Perspektive und Ausgang herum, lief im Kreis herum und rauchte. Die erste Woche ließ ich abends zweimal die diensthabende Ärztin kommen, weil ich es nicht verkraftete. Diese waren freundlich, doch eine Verlegung auf die offene blieb aus.
Nach 10 Tagen wollte ich auf eigene Verantwortung gehen, – ich hatte immerhin keinen Unterbringungsbeschluss. Dies missglückte, da mir mitgeteilt wurde, dass die „Resozialisierung“ in die WG nicht abgeschlossen war. Dies ging wohl von der Leitung des betreuten Wohnens aus. (Frau X).
Damit hatte ich keine Möglichkeit entlassen zu werden, weil ich keine eigene Wohnung hatte. Die Situation wurde psychisch extrem belastend. Durch die fehlende Möglichkeit, in die WG zurück zu kommen, war ich ausgeliefert und erpressbar. Ich leide heute noch an einer posttraumatischen Belastungsstörung und an Alpträumen. Auf eine Diskussion über die Medikamente verzichtete ich, weil ich Angst hatte, dann nicht entlassen zu werden. Insgesamt läßt sich der Situation auf der geschlossenen Abteilung als „Leid“ ansehen. Nach 3 Wochen fasste ich mir ein Herz und fragte nach der Entlassung.

Inzwischen war ich wenigstens einmal in der WG gewesen in Form von Tagesurlaub, so dass die „Resozialisierung“ gut stand. Ich hatte mich mit den WG-Mitgliedern ganz gut verstanden, und heute bin ich dort angenommen und akzeptiert. Die Angst, wieder unter Druck gesetzt zu werden, ist dennoch unterschwellig noch da (posttraumatische Belastungsstörung). Ich werde wohl eine eigene Wohnung wieder anstreben. Einen Umzug verkrafte ich im Augenblick natürlich nicht.

Auf die Frage nach der Entlassung bekam ich die Antwort von dem Oberarzt, dass er sich meine Entlassung in ca. 14 Tagen vorstellen könne, wenn ich die Medikamente nähme. Und ich bekam stufenweise mehr Ausgang. Die Wiedereingliederung in die WG wurde ordentlich organisiert in Form von Tagesurlaub und Übernachtungstraining. Das Thema Medikamente sprach ich aus Angst nicht an. Die Dosierung von 20 mg Fluanxol war extrem belastend. So ruiniert man Menschen.
Der in Aussicht gestellte Entlassungstermin wurde tatsächlich eingehalten. Ich glaubte daran schon nicht mehr. Am 12. Juni wurde ich entlassen, unter der Bedingung, dass ich in die Institutsambulanz eingebunden würde. Dort bekam ich zuerst eine Medikamentenliste und Rezepte für die Neuroleptika. Gleichzeitig wurde mir bei der Entlassung von dem Oberarzt gesagt, dass gleich beim nächsten Mal der „Medikamentenspiegel“ durch eine Blutabnahme genommen würde. Die Absicht war klar: Kontrolle.

Ich genoss die Entlassung einen Tag. Dann fraß mich der Hass bzw. eine Art von Trauma auf. Man kann ein KZ-Trauma (Neuroleptika und die geschlossene Abteilung) nicht durch KZ (Neuroleptika) heilen. Ich tat genau dass, was mir nicht empfohlen wurde. Ich reduzierte die Einnahme der Neuroleptika schrittweise auf die in der Gesprächsrunde vereinbarte Dosierung von 800 mg Seroquel und immer noch 5 mg Fluanxol. Dies musste ich eigenständig tun, weil ich mich von dem Oberarzt und der Institutsambulanz massiv unter Druck gesetzt fühlte. Ich bin nicht bereit mich körperlich und seelisch ruinieren zu lassen. Dies ist geglückt, ich bin stabil und in der WG, in der ich z.B. gerne koche, angenommen.

Dennoch leide ich unter dieser Situation, solange ich keine vernünftige ganzheitliche Heilbehandlung bekomme. Die posttraumatische Belastungsstörung muss psychotherapeutisch aufgearbeitet werden. Man kann diese nicht durch Neuroleptika heilen, da genau diese ja die Ursache sind.

Meine Mutter, die mich jedes Wochenende auf der geschlossenen Station C 1 besuchte, war schockiert. Man muss es erlebt haben, wenn sich hinter einem immer wieder die zwei geschlossen Glastüren schließen. Ausgang hilft nicht, da die Angst, auf der „geschlossenen“ dort bleiben zu müssen, immer da ist.
Was ich positiv „mitbekommen habe“, ist eine unglaubliche Wertschätzung des Lebens „außerhalb der geschlossenen“. Und die Erfahrung, dass Freiheit und Selbstbestimmung für mich der höchste Wert sind.

Ich wurde am 26. März dort „untergebracht“, und bin im Juni, d.h. im Hochsommer entlassen worden. Mir fehlt das ganze Frühjahr. Ich nehme es als Erfahrung, sein Leben für eine Zeitlang zu verlieren. Nicht Neuroleptika, sondern das Leben, Liebe und Freiheit heilen.

Meine Schwester leidet, wie ich, ein ganzes Leben unter schwerer Neurodermitis. Noch dazu ist sie Lehrerin, muss also vor jungen Menschen auftreten. Eine schwere Last. Sie muss bei der Kasse darum kämpfen, dass alternative Behandlungen bezahlt werden. Mit Cortison kommt sie nicht weiter.
Ähnlich wie die Schizophrenie, der gegenüber die Schulmedizin ohne Neuroleptika hilflos ist. Bei mir hat eine Verlagerung von der Neurodermitis zur Schizophrenie stattgefunden, unter schwierigen Lebensverhältnissen: beruflicher Misserfolg und Bruch einer Beziehung. Daraufhin hatte ich die schwächeren Persönlichkeitsanteile abgespalten.
Dies lässt sich durch eine Psychotherapie  und menschliche Zuwendung behandeln. Sicher nicht durch schädigende Medikamente wie die Neuroleptika.
Das Misshandeln des hochsensiblen Nervensystems eines Neurodermitikers durch Neuroleptika, dazu gehört schon etwas.
Dieser Punkt wurde bei der Anamnese durch die Psychiater nie nachgefragt. Inzwischen habe ich Unverträglichkeiten auf fast alle Neuroleptika entwickelt. Eine klare Sprache der Seele. Ich reagiere auf fast alle Neuroleptika (z.B. das so hochgepriesene Zyprexa oder auch Zeldox, Haldol, Fluanxol, Risperidon und andere..) mit „Verlust der Ruhe“, als Nebenwirkung bei fast allen Neuroleptika beschrieben. Das heißt bei Fluanxol z.B. Krämpfe im Oberbauch, Tremor und Steifigkeit im Unterkörper, dazu der ruhelose Zwang zu laufen. Ich trinke 2 – 3 Liter Kaffee am Tag. Rauche unentwegt und laufe in der WG im Kreis herum.
Sehr förderlich für die „Resozialisierung“ in der WG! Die anderen können nicht schlafen, weil ich ruhelos bin. Dazu kommt, dass ich mich nicht konzentrieren bzw. Zeitung lesen kann, weil mir eben die Konzentration durch Neuroleptika abbricht. Ebenfalls kann ich den Sport Tischtennis nicht ausüben, den ich als Jugendlicher wettkampfmäßig und locker beherrschte, auf Grund der körperlichen Nebenwirkungen von Neuroleptika. Ein großer Verlust an Leben. Dies erleide nicht nur ich, sondern viele fehlbehandelte Schizophrene, Depressive oder andere an Persönlichkeitsstörungen leidende Menschen.

Bücher wie „Krankheit als Weg“ oder „Schicksal als Chance“ von Thorwald Detlefsen sind anscheinend spurlos am psychiatrischen Beruf vorbei gegangen.
Dass eine Krankheit auch Ausdruck der Seele ist, muss verstanden werden.  Das rein materielle Behandlungskonzept aus den 50/60 er Jahren ist durch eine ganzheitliche Entwicklung inzwischen überholt. Der „Gehirnstoffwechsel“ ist nur das Symptom, nicht die Ursache.
Die Ursache einer seelischen Erkrankung liegt in der Seele selbst. Der Gehirnstoffwechsel muss mit behandelt werden, ähnlich der Situation eines Alkoholikers. Chance auf Heilung hat nur eine umfassende Behandlung. Ein weiterer beschränkender Faktor der Neuroleptika: Ich kann nicht schreiben. Ohne den Laptop oder den Stift habe ich keinen Lebensinhalt.  Eine Psychose ist vorprogrammiert: Leerlauf.

In unserer WG wissen die anderen, dass ich nachts „schreibe“, respektieren dies und lassen mich in Ruhe. Soll ich die ganze Nacht im Kreis laufen, Kaffee trinken und rauchen…?
Ich schreibe seit 1 ½ Jahren an einem Buch über Schizophrenie, Bewußtheit und Spiritualität, und stand schon in Kontakt mit Verlagen. Auf Grund meiner Lebensschwierigeiten ruht das Buch zur Zeit. Dies hier ist wichtiger, und vielleicht habe ich etwas zu sagen. In der Tat kann ich „unter Druck“  schreiben, und das 3 -4 Stunden täglich. Dies ist meine Begabung und mein Handwerk, ebenfalls Psychologie. Nimmt man mir das, bricht mein Leben zusammen. Eine hohe Dosierung von Neuroleptika nimmt mir genau dies.
Neuroleptika können kurzfristig sinnvoll sein, um Schübe zu behandeln. Die meisten Psychiater, speziell im BKH, neigen zu Langzeit-Überdosierungen. Das ist massiv schädigend. Neuroleptika müssen auch wieder „runtergefahren werden“, und das verantwortlich, und nicht nur aus der Angsthaltung: „es könnte ja wieder etwas passieren“. Die Übernahme von Verantwortung gehört zum ärztlichen Beruf. Schief gehen kann immer etwas. Dies ist kein Grund, das Leben von vielen Menschen langfristig auf Null zu reduzieren und zu schädigen.

Ein Beispiel zu Schulmedizin und alternativer Behandlung: Eine Pflanze enthält 60 bis 150 wirksame Stoffe, die ganzheitlich und umfassend wirken. Neuroleptika, die meist nur das lebenswichtige Dopamin blockieren, enthalten  EINEN Wirkstoff. Dies ist im Vergleich zu Gottes Natur primitiv, wie viele Milliarden der Pharmaindustrie auch daran hängen mögen. Ein Beispiel für ein hochgefeiertes Neuroleptikum, das zuerst durch Milliarden-Gewinne der Firma Lilly auffiel, war Zyprexa. Die Nebenwirkungen stellten sich erst nach und nach ein. Dieses Mittel wird übrigens gerne noch immer überdosiert.
Die krankhafte Fixierung der Schul-Psychiatrie auf nur einen (oder 2 oder 3) Wirkstoffe ist geradezu primitiv und reduziert den Menschen auf die Chemie. Eine ganzheitliche Behandlung erfordert weit mehr Mühe. Die medizinische Leitung des BKH  halte ich für medizinisch (menschlich möchte ich mich dazu nicht äußern) für inkompetent. Geschlossene Psychiatrie und Gefängnis halte ich für ein Verbrechen. Psychiater üben massiv Macht aus.

Ein Beispiel zu Bipolaren. Ich bekam ein Konzert von erstklassigen Musikern im BKH mit. Alles Bipolare und hoch begabte Blues-Musiker, einer aus den USA. Es ist schön, so etwas in einer Klinik zu veranstalten, das ist ok. Einer der bipolaren schilderte das „Fehlen“ der hochbegabten manischen Phasen in seinem Leben. Er hatte seit 3 Jahren seine Gitarre nicht mehr angefaßt und war depressiv. Der Klinikchef legte daraufhin ein einfaches Diagramm auf, und erklärte, dass sich die bipolare Störung durch Medikamente ausgleichen ließe. Das Problem: es fehlen die Hochphasen. Was diese Menschen durch Medikamente verlieren, ist ihr Leben. Wie gesagt: dem Blues-Musiker fehlte die Intuition, um Musik zu machen, dafür war er „chemisch heil”. (Der Ausdruck ist von mir).

Vielleicht können sich Psychiater Gedanken zu Lebensfreude machen.  Das Leben ist ein Blues, mal hoch und mal niedrig. Die Menschen in ihren Ängsten und in ihrer Liebe zu erfahren, in Freud und Leid, ist menschlich. Jeder Mensch, dem Du auf der Straße begegnest, könnte Dein Bruder sein, Dein Vater oder Deine Mutter. Menschen in ihrem Suchen zu begegnen, in ihrer Hilflosigkeit und Angst, aber auch ihrem Lieben und Sehnen, auch mit dem, was sie verloren haben. Das ist menschlich.  Menschen sind viel mehr als nur ihre Chemie, sie sind fühlende und bewußte Wesen, mal mehr oder weniger. Mal angekommen, mal suchend. Aber immer lebendig, Ich selbst habe bipolare Anteile (im Schreiben). Das ist normal. Das Leben als eine Null-Linie, durch Neuroleptika bereinigt, das ist nicht normal.

Unter den jetzigen Umständen und auf Grund der hohen Traumatisierung durch die geschlossene C 1 bitte ich, mir schnellstmöglich eine/n PsychologIn/TherapeutIn zur Verfügung zu stellen. Dies hilft mir weiter als eine hohe Medikamentendosis. Selbstverständlich bin ich selbst auf der Suche nach einem geeigneten Therapeuten.
Die 4-fach Dosierung von FLuanxol (im Vergleich zur offenen Station) durch den Oberarzt der C 1 wurde nicht mit mir besprochen, und ist als Zwangsmedikation anzusehen. Die Medikation sollte mit mir besprochen werden. Eine Zwangsmedikation traumatisiert den betroffenen Menschen langfristig und ist rechtlich fragwürdig. Ich wünsche mir eine Behandlungsqualität, die dem Rechnung trägt.

P.S.: Ich stelle die Diagnose „paranoide“ Schizophrenie als lebenslange Diagnose überhaupt in Frage. Es gab in Deutschland schon einmal diese „Stempel“, bei KZ-Insassen. Schubladen. Schizophrenie ist durchaus heilbar, nicht jedoch allein durch die Schulmedizin. 

 

Folgender Text, der auch an das Betreuungsgericht ging, wurde vom Autor am 27.6.2015 nachgereicht.

Auszüge aus seinem Anschreiben an EREPRO:
“Mit ‚meiner Betreuerin’ habe ich telefoniert. Sie hatte hinter meinem Rücken mit den für mich zuständigen WG-Betreuern telefoniert. Und auf einmal hieß es von Hr. F.: ‚Die Betreurin kommt morgen mit in die WG.’. Das hat Todesangst ausgelöst, ‚wieder eingewiesen zu werden’. Ich sah sie schon in der Küche sitzen, mit Polizisten und Sanitätern: ‚Hr. A., wenn Sie die Medikamente nicht nehmen, muss ich sie wieder in das BKH einweisen.’ Ich war nahe am nervlichen Zusammenbruch. Das kreiste eine Stunde lang in meinem Kopf. Die Frau ist ein rotes Tuch für mich, sie hat auch hinter meinem Rücken im BKH mit den Ärzten telefoniert. Als ich auf der geschlossenen C 1 Ausgang bekommen sollte. hieß es: ‚Ja, da müssen wir mit ihrer Betreuerin telefonieren, ob sie einverstanden ist.’
Das ist traumatisch, und das kreist bei mir im Kopf. Ich faßte mir ein Herz, und rief sie persönlich an. Ich wolle nicht, dass sie in die WG komme, sagte ich ihr klipp und klar. Ich habe Beschwerde eingelegt, und ich sagte ihr, dass ich die Betreuung ablehne.
Wenn – dann schon mit offenem Visier.
Ich schlug ihr ein Treffen auf ‚neutralem Terrain’ im SPDi vor, mit Hr. B., der mich seit Jahren kennt, als unabhängige Vertrauensperson. Meine Betreuerin war dann am Telefon immerhin so anständig, und sagte, sie wolle sich nicht ‚aufdrängen’ und hielte sich aus der WG heraus.

Die Frau kennt mich überhaupt nicht (zwei kurze Gespräche im BKH), und ich bin im betreuten Wohnen integriert, mit deren Betreuern ich seit 1 1/2 Jahren alles selbst bespreche. Ich habe also schon eine Betreuung im ‚ambulant betreuten Wohnen’, was will die Frau denn? Ja, sagte sie, aber rechtlich habe sie die Haftung für mich usw. Man einigte sich darauf, dass sie sich weiterhin nicht einmische, weil ich das nicht wolle (so anständig war sie).

Sie würde mir einen Brief mit rechtlichen Hinweisen schicken, das müsse sie, und natürlich: ‚Sie müssen Ihre Medikamente nehmen’. Dazu sage ich nichts mehr. Sie wird das Schriftstück vom Betreuungsgericht bekommen, und vielleicht denkt sie über Zwangsmethoden in der Psychiatrie etwas nach. Die Frau ist ‚Berufsbetreuerin’, und borniert und überheblich. Sie hat mich unterschätzt, und vielleicht schätzt sie mich nach dem Schriftstück, das ich verfaßt habe, etwas vorsichtiger ein. Jedenfalls mischt sie sich nicht mehr in die WG ein. Ein Teilerfolg. Sie wolle die Entscheidung des Landgerichts abwarten, und nicht weiter Einfluß nehmen. Immerhin. Unglaublich.“

Bericht zum Aufenthalt auf der offenen B1

Nach einer Woche auf der geschlossenen Station C 2 und kurzer Zeit auf der B 1 war ich weitestgehend  klar, ansprechbar und bewusst, obwohl ich bis dahin keine Medikamente (!) bekommen hatte. Der Schock und Leid führten durchaus zum aufwachen. (der Unterbringungsbeschluss!) Niemand braucht daraufhin wochenlang einen Aufenthalt auf einer geschlossenen oder eine hohe Medikamentendosis. Man ist sich der Situation sehr schnell bewußt. (Jedenfalls ist das bei mir so.)
Nach kurzer Klärung wurde für den nächsten Tag ein Gespräch mit der rechtlichen Betreuerin vereinbart. Ich hatte vor, ihr meine Situation nahezubringen, und wie es mir ging.
Die Begegnung verlief kurz: Als die rechtliche Betreuerin für meine Belange nicht ansprechbar war, stand ich aufgebracht vom Stuhl auf. Dies stufte sie sofort als „psychotisch“ ein, und brach das Gespräch ab. Meinen Vorstoß, mich „eine rauchen zu lassen“, und in 15 Minuten ruhig miteinander zu reden, blockte sie ab.„psychotisch“).
 

Ihre Reaktion war die einer Berufsbetreuerin. Es kam Personal von der B 1 auf mich zu, und forderten, dass ich auf Geheiß von der Betreuerin (sie war im Personalraum einige Meter davon anwesend), wieder Medikamente nehmen müsse, sonst „käme ich wieder auf die „geschlossene“.
Solche Methoden mögen in der Psychiatrie üblich sein. Ich jedoch möchte als menschliche Person auch in meinem Leid bewußt wahrgenommen werden. (der Unterbringungsbeschluss!). Ich ließ mich auf die Medikamente wieder ein, weil ich Angst vor der „geschlossenen“ hatte. Auch dies wieder ein Baustein zu meiner Ablehnung  gegen gesetzliche Betreuung und Unterbringungsbeschluss.
Die Situation klärte sich später in einer Gesprächsrunde aller Beteiligten, in der die Medikamente Thema waren. Siehe mein Bericht. Ohne die Betreuerin.
Die Unterbringung wurde demnach auf meinen Widerspruch und ein faires Gutachten vorzeitig aufgehoben. Warum ich jetzt noch mit einer rechtlichen Betreuung zu tun habe, muss mir erklärt werden.

Staatenberichtsprüfung Deutschlands zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) durch die Vereinten Nationen: Abschließende Bemerkungen

Am 17.4.2015 wurden nun die “Abschließenden Bemerkungen” des Fachausschusses veröffentlicht, allerdings nur als “Advance Unedited Version”. Das Deutsche Institut für Menschenrechte stellt folgende – entsprechend vorläufige – Übersetzung zur Verfügung:

CRPD_Abschliessende_Bemerkungen_ueber_den_ersten_Staatenbericht_Deutschlands_ENTWURF.pdf

Auf dieser Seite des Deutschen Menschenrechtsinstituts können Sie auch eine Kurzanalyse der “Abschließenden Bemerkungen” lesen, die wir empfehlen.

Folgende konkreten Punkte in den Empfehlungen der “Abschließenden Bemerkungen” haben uns bei EREPRO besonders interessiert:

  • bei der rechtlichen Betreuung alle Formen der ersetzten Entscheidung abzuschaffen und an ihre Stelle die unterstützte Entscheidung treten zu lassen (Ziffer 26 a))
  • die Sterilisation an Erwachsenen mit Behinderungen ohne uneingeschränkte freie und informierte Einwilligung gesetzlich zu verbieten (Ziffer 38 a))
  • im Interesse einer inklusiven Gesellschaft das segregierende Schulwesen zurückzubauen (Ziffer 46 b))
  • und die Behindertenwerkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt schrittweise abzuschaffen (Ziffer 50 b))
  • die gesetzlichen Regelungen, die Menschen mit Behinderungen das Wahlrecht vorenthalten, zu streichen (Ziffer 53)
  • in allen Bundesländern institutionelle Vorkehrungen (sogenannte Focal Points) zu schaffen beziehungsweise die Unabhängigkeit der Behindertenbeauftragten der Länder zu stärken (Ziffer 62).
  • Inklusiver Notruf und Katastrophenschutz (Ziffer 24)
Diese Empfehlungen des UN-Fachausschusses sind nicht rechtsverbindlich, aber Deutschland ist verpflichtet bis April 2016 Informationen vorzulegen über die Maßnahmen, die getroffen wurden, um die Empfehlungen des Ausschusses zum Gewaltschutz von Frauen und Mädchen umzusetzen (Ziffer 36).
 
Eine erste Fachkonferenz zur Umsetzung der “Abschließenden Bemerkungen” findet schon am 24.6.2015 in Berlin statt unter dem Titel “Prüfung abgelegt – was nun?” – organisiert von dem Deutschen Institut für Menschenrechte und der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. 
Die Veranstaltung richtet sich vornehmlich an Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Politik, Verwaltung und Justiz und an erfahrene Expertinnen und Experten aus den Reihen zivilgesellschaftlicher Organisationen.
Hier ist die Einladung: http://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Wissenswertes/Fa
chveranstaltungen/eigeneVeranstaltung_mit_Anmeldung/20150624_Pruefungabgelegt.html
 
Bisher gab es wenig Informationen in den Medien über die Ergebnisse der Staatenprüfung Deutschands zur Umsetzung der Behinderdentrechtskonvention. Dagegen wurde ausführlich berichtet über die Ergebnisse der Überprüfung Deutschlands durch den UN-Antorassissmus Ausschuss (CERD).
 

Wer kümmert sich darum, dass sich das ändert und auch die UN-Empfehlungen zur Lage der behinderten Menschen in Deutschland medial wahrgenommen werden?

 

Staatenprüfung Deutschlands durch UN-Behindertenausschuss hat stattgefunden

Diese Information folgt auf unseren Beitrag
UN überprüft Selbstbestimmung – auch in der Psychiatrie. 3.3.2014
Lesen Sie dazu auch auf dieser Website:
Einsatz für die Rechte von behinderten Menschen: Theresia Degener. 20.12.2014

 

Infomaterial für den Prüfungsausschuss
Vielleicht interessiert sich der ein oder andere unserer Leser für die Info-Materialien, die dem Prüfungsausschuss für die Staatenprüfung Deutschlands hinsichtlich der Situation behinderter Menschen vorlagen.
Hier können sie alle gelesen werden (engl).: http://tbinternet.ohchr.org/_layouts/treatybodyexternal/SessionDetails1.aspx?SessionID=911&Lang=en
darunter ein Bericht (engl.) der Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener e.V., den wir auf deren Homepage www.bpe-online.de (auf deutsch) leider nicht finden konnten.

Aus den Vorbereitungsmaterialien für die Staatenprüfung des UN-Fachausschusses für Behinderte.
Neben der Antwort der Bundesregierung auf Fragen des Ausschusses zur Situation behinderter Menschen in Deutschland wurde u.a. ein sog. Parallelbericht der BRD-Allianz (Zusammenschluss vieler verschiedener einschlägiger Verbände) und des deutschen Menschenrechtsinstitut angefertigt, um weitere Probleme aufzuzeigen. März 2015

Einige Auszüge daraus
Artikel 12 zusammengefasst Punkt 83 Zum Betreuungswesen

“Die Monitoring Stelle regt an, dass der DRPD Ausschuss dem Vertragsstaat vielleicht praxis der gesetzlichen betreuung b (Bund) empfiehlt, Recht und Praxis der gesetzlichen Betreuung einer systematischen Prüfung zu unterziehen; in praktischer Hinsicht ist die Komponente der unterstützten Entscheidung, die in Recht und Praxis im Vertragsstaat angelegt ist, mit geeigneten Maßnahmen (etwa Rechtstatsachenforschung, Daten und Statistiken, Modell Projekten zu Unterstützung und Entscheidung, Qualitätsstandards sowie Fortbildungsprogrammen für Berufsgruppen zu stärken und weiterzuentwickeln.”
s. dazu die Stellungnahme des Verbandes der Berufsbetreuer in: BdB Aktuell 3/2014, S. 4.

Artikel 14 zusammengefasst unter Punkt 105
” die Monitoring Stelle regt an, dass der CRPD-Ausschuss dem Vertragsstaat (Bund und Länder) empfiehlt, Maßnahmen zu grundlegenden  Fortentwicklung der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen einzuleiten. Das System muss in allen Teilen praktisch befähigt werden Zwang im Zusammenhang mit Unterbringung und Behandlung zu vermeiden und stattdessen die freie und selbstbestimmt die Entscheidung der Person durch geeignete Unterstützung zu fördern. Der Vertragsstaat (Legislative) sollte eine von Bundestag veranlasste und getragene Initiative durchführen (etwa in Form Enquete mit Empfehlungen) mit dem Ziel, den erforderlichen Strukturwandel einzuleiten.”

Die Staatenprüfung hat unterdessen stattgefunden. 
Zwei Berichte darüber:                                                

1. Wir zitieren den Bericht der Monitoringstelle des Deutschen Menschenrechtsinstituts über die Staatenprüfung durch den UN-Ausschuss. 27.03.2015:  

“Umsetzung der UN-BRK in Deutschland erstmals vom Fachausschuss  geprüft – Ausschuss über Sonderstrukturen besorgt.       

Der UN-Fachausschuss für die Rechte der Menschen mit Behinderungen hat am 26. und 27. März den deutschen Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland geprüft.
Soeben endete die insgesamt 6-stündige Prüfung, in der die Mitglieder des Ausschusses die deutsche Staatendelegation zu nahezu allen Artikeln der UN-BRK befragten. Daraus entstand ein intensiver Austausch mit einer Mischung aus übergeordneten und spezifischen Aspekten, geprägt von dem Bemühen, die verschiedenen Aspekte der Konvention möglichst umfassend zu beleuchten und gleichzeitig auf die besondere Situation in Deutschland einzugehen.

Welche Probleme hat der Ausschuss angesprochen?

Es wurde deutlich, dass den 17 anwesenden Ausschussmitgliedern (das deutsche Mitglied, Theresia Degener, durfte nicht an diesem Verfahren des eigenen Staates mitwirken) einige Themen besonders wichtig waren. Dazu gehörten etwa die Regelungen zum Diskriminierungsschutz und die Frage, warum die Verweigerung angemessener Vorkehrungen in Deutschland nicht per Gesetz als Diskriminierung gilt.

Eine Reihe von Ausschussmitgliedern fragte außerdem danach, inwiefern Frauen und Kinder mit Behinderungen vor Gewalt geschützt sind, und ob unabhängige Beschwerde- und Überwachungsstellen bestehen. Die Praxis von Zwangsunterbringung und -behandlung in der Psychiatrie wurde mehrfach angesprochen. Außerdem richteten die internationalen Expertinnen und Experten ihr Augenmerk besonders auf die in Deutschland bestehenden Sonderstrukturen im Bildungsbereich und im Bereich Arbeit, insbesondere in Form der Werkstätten. Detailliert hinterfragten sie auch das System der rechtlichen Betreuung, sowohl in Bezug auf den rechtlichen Rahmen, als auch mit Blick auf die berichteten Praxisprobleme. Daneben waren dem Ausschuss auch Querschnittsthemen wie Zugänglichkeit, Datenerhebung und Indikatoren-Entwicklung ebenso wichtig wie Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und die spezielle Situation von Flüchtlingen und Migrantinnen mit Behinderungen.

Insgesamt ist deutlich geworden, dass der Ausschuss besonders über die in Deutschland bestehenden Sonderstrukturen besorgt ist und generell in allen Lebensbereichen Wert auf freie und informierte individuelle Entscheidungsmöglichkeiten der oder des Einzelnen legt, wozu nicht nur genügend Alternativen, sondern auch eine entsprechende finanzielle Ausstattung gehörten.

Wie hat sich die deutsche Delegation verhalten?

Die breit und kompetent besetzte, mehr als 30-köpfige deutsche Delegation unter Leitung der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Gabriele Lösekrug-Möller, hat auf die kritischen und teilweise detaillierten Fragen der internationalen Expertinnen und  Experten in begrüßenswert offener Weise geantwortet und sich dabei bemüht, auf die zahlreichen Punkte, die angesprochen wurden, ausführlich und gleichzeitig mit der gebotenen Kürze einzugehen. Erfreulicherweise wurde dafür Sorge getragen, dass die Live-Übertragung im Internet auch in deutscher Laut- und Gebärdensprache angeboten werden konnte.

Insgesamt haben die gut vorbereiteten Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern einen konstruktiven inhaltlichen Austausch mit dem Ausschuss gesucht und dabei auch offen eingeräumt, dass man mit dem Erreichten noch nicht zufrieden sein kann, sondern den Weg zu einer inklusiven Gesellschaft engagiert fortsetzen muss. Leider versäumte der Staat in vielen seiner Antworten die Chance, Probleme klar zu benennen und damit die bestehenden Umsetzungsschwierigkeiten dem Ausschuss besser verständlich zu machen. Stattdessen beschränkte er sich häufig darauf, bekannte Informationen und Positionen zu reproduzieren, strukturelle Schwierigkeiten eher wegzudiskutieren und stattdessen Einzelprojekte und punktuelle Fortschritte in den Mittelpunkt zu rücken.

Wie geht es weiter?

Der Ausschuss wird am 17. April seineAbschließenden Bemerkungen zur Umsetzung der UN-BRK verabschieden und darin Bund, Ländern und Kommunen Empfehlungen dazu aussprechen, in welchen Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht, um die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland besser zu verwirklichen.
Es wird Aufgabe aller staatlichen Stellen sein, zügig und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um die Empfehlungen umzusetzen. (lp)”
http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien Parallelberichte/Parallelbericht_an_den_UN-Fachausschuss_fuer_die_Rechte_von_Menschen_mit_Behinderungen_150311.pdf

 

2. Auf der Website der “Vertretungen Deutschlands in Genf” kann man folgenden Bericht darüber lesen:
“Der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-CRPD) hatte auch am zweiten Tag viele Fragen an den Vertragsstaat hinsichtlich der Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Deutschland.

Der Ausschuss stellte, genauso wie die Behindertenbeauftragte in ihrem Statement vom Vortag, hinsichtlich der Teilhabe am politischen Leben (Art 29 UN-BRK) dringenden Handlungsbedarf fest. Besonders die Aberkennung des Wahlrechts von Menschen, bei denen eine Betreuung in allen Angelegenheiten angeordnet ist oder die im Rahmen des Maßregelvollzugs in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht sind, hält der Ausschuss ebenfalls für unvereinbar mit der UN-BRK. Die Erklärung der deutschen Delegation zu diesem Umstand, dass man sinngemäß “einen Wachkomapatienten ja auch nicht Pilot lassen werden würde”, führte nicht nur zu Stirnrunzel in den Reihen der Zivilgesellschaft, die als Zuhörer anwesend waren. Diane Kingston, die unabhängige Berichterstatterin des UN-Fachausschuss, wie auch Dr. Valentin Aichele von der Monitoring-Stelle wiesen in ihren Abschluss-Statements auf den dringenden Handlungsbedarf in diesem Bereich hin.

Ein weiteres Thema war die Situation von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt (Artikel 27 UN-BRK). Hier wurde zum einen besonders kritisch die Zahl von 300.000 Menschen mit Behinderung in Werkstätten, das heißt in Maßnahmen der Rehabilitation, gesehen. Zum anderen die fehlenden Anreize für einen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt: Weniger als 1% der Werkstattbeschäftigen können auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen. Damit griff der Ausschuss ein weiteres Thema auf, das die Beauftragte in ihrem Eingangsstatement eben-falls kritisch beleuchtet hatte. “Der geschützte Raum ist nicht für alle Menschen mit Behinderung, auch nicht für alle Menschen mit hohem Assistenzbedarf, der richtige Weg”, so Verena Bentele am Donnerstag. Es ist absehbar, dass der Ausschuss Deutschland empfehlen wird, An-reize für den Ausstieg aus Werkstätten zu schaffen, damit echte Inklusion am Arbeitsmarkt  verwirklicht werden kann.

Besondere Sorgen machte sich der UN-Fachausschuss über die Bildungssituation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in Deutschland. Mehrere der Ausschussmitglieder wiesen nachdrücklich darauf hin, dass sie das gleichwertige Recht auf Bildung gemäß der UN-BRK in Deutschland nicht verwirklicht sähen. Der Verbleib von immer noch 72% von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung in Förderschulen entspräche nicht dem Ziel eines inklusiven Bildungssystems. Deutschland wird angehalten, besonders hier Maßnahmen zu ergreifen. “Klar ist in meinen Augen: Qualitativ hochwertige Bildung kostet Geld. Aber dieses Geld ist eine Investition in die Zukunft”, so die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. Ebenso wie sie fordert auch der UN-Fachausschusses, mehr finanzielle Ressourcen ins deutsche Bildungssystem.

Diane Kingston strich heraus, dass die Staatenprüfung ein weiterer Schritt für den Austausch hin zu einer inklusiven Gesellschaft in Deutschland zu verstehen ist. Im April werden die abschließenden Bemerkungen (Concluding Observations) erwartet. Am 24. Juni 2015 wird Verena Bentele gemeinsam mit der Monitoring-Stelle, angesiedelt am Deutschen Institut für Menschenrechte, die Empfehlungen und die dar-aus resultierenden Handlungsempfehlungen diskutieren.

“Ich habe die Anhörung vor dem UN-Fachausschuss als wertvoll erlebt, weil sie zeigt, wo wir in Deutschland bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wirklich stehen. Die Empfehlungen, die wir nach diesem konstruktiven Dialog zu erwarten haben, werden den politischen Forderungen der Menschen mit Behinderung in Deutschland Nachdruck verleihen”, resümiert  Verena Bentele.
26.03.2015
Pressekontakt, Regine Laroche, Pressesprecherin, Telefon:  030 18 527 – 1797,Mobil: 0170 79 84 85 2presse@behindertenbeauftragte.de
http://www.genf.diplo.de/Vertretung/genf/de/__pr/Aktuel-dt-2015/2015-03-24-un-behindertenrechtskonvention.html

 

Wir von EREPRO fragen uns, ob dieses Ergebnis der Staatenprüfung Deutschland den enormen Aufwand rechtfertigt. Wie immer wird man am Ende aber doch sagen, “besser als nichts”: Das ist die Politik der kleinen Schritte.
Jetzt gilt es die Abschließenden Bemerkungen des Ausschusses abzuwarten.
Dann müssen politische Parteien und Abgeordnet gefunden werden, die sich für die Umsetzung engagieren.
Wir werden weiter darüber berichten.

Späte Gerechtigkeit

Bei der Änderung der Hartz IV-Sätze im Jahr 2011 wurden Menschen mit Behinderung benachteiligt, indem sie nur noch 80% des vollen Regelsatzes bekamen.

Opposition und Experten protestierten. In drei Grundsatzurteilen des Bundessozialgerichts wurde das als Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz und gegen die UN-Behindertenrechtskonvention gewertet.

Im März 2015 hat das Sozialministerium endlich eingelenkt:

“ Die Grundsicherung wird künftig zu 100 Prozent ausgezahlt. Ab wann Betroffene mit der vollen Auszahlung rechnen dürfen, steht noch nicht fest. Wie Focus Online berichtet, bleibt es bis zum Inkrafttreten der nächsten Regelbedarfsermittlung voraussichtlich im Januar 2017 zwar bei der formalen Einordnung in die sogenannte Regelbedarfsstufe III, der Regelsatz wird jedoch auf Höhe der Regelbedarfsstufe I angehoben. Leistungsberechtigte erhalten so 80 Euro mehr im Monat.“, schreibt das Internetportal „finanzen.de einfach gut beraten“.

http://www.finanzen.de/news/16170/menschen-mit-behinderung-benachteiligt-nahles-unter-zugzwang

 

“REDUCE” – Reduzierung von Neuroleptika?

Liebe KollegInnen,
sehr erfreulich, daß nun eine Studie in Auftrag gegeben wurde, die sich mit den Möglichkeiten der Reduzierung von Neuroleptika bei Menschen mit schizophrener Erkrankung beschäftigt und so die jahrzehntelang ausgetretenen Pfade der pharmakologischen Forschung verlässt. 
Die Studie wird unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Leucht von  Maximilian Huhn (Assistenzarzt, R.d.I.) durchgeführt.
Link zur Seite der TUM/MRI: Forschung – Evidenzbasierte Medizin: (http://drupal.psykl.mri.tum.de/evidenzbasierte-psychiatrie). Siehe den Flyer in der Anlage.
 
Mit herzlichen Grüßen
Jürgen Thorwart
 
 
 
Sent: Monday, April 20, 2015 12:49 PM
Subject: Information REDUCE-Studie
 

Liebe Vereinsmitglieder der MüPE,
wir möchten Euch heute auf eine Forschungsarbeit aufmerksam machen, die all jene interessieren wird, die ernsthaft mit dem Gedanken „spielen“, Neuroleptika zu reduzieren oder abzusetzen. Wir haben das Thema in der Vergangenheit ja mehrfach im MüPE-Forum diskutiert.

Das Klinikum Rechts der Isar bewegt sich nun mit ihrer Studie REDUCE in diese Richtung. Nach unserem Kenntnisstand ist es das erste Mal, dass die Schulpsychiatrie überhaupt in Erwägung zieht, dass Reduzieren möglich ist. Bisher hatte man immer Angst, dass es zwangsläufig schief gehen muss. Wer also Interesse an der Studie hat, sollte erstmal den Flyer im Anhang sorgfältig lesen. Weiter unten stehen auch noch wichtige Informationen. Man kann auch unkompliziert im Klinikum bei Herr Huhn anrufen und sich weiter informieren, darüber z.B., ob man die Voraussetzungen erfüllt oder wie es mit den Risiken steht; ob man evtl. später an einem Reduktionsprogramm teilnehmen kann, auch wenn man zur Kontrollgruppe ausgelost wurde etc. Die Verantwortlichen sind Dr. Maximilian Huhn und Prof. Leucht. 

Viele Grüße
Gottfried Wörishofer 

PS.: Prima wäre natürlich, wenn uns die, die sich zur Teilnahme entschlossen haben, Rückmeldungen geben, wie das Ganz abläuft und ob Ihr mit allem zufrieden seid.

 ——————————

Münchner Psychiatrie-Erfahrene (MüPE) e. V.
Thalkirchner Str. 10, 80337 München
Tel.: 089/260 230 25, Fax: 089/260 230 84
Offene Tür: jeden Dienstag 16 – 18 Uhr
E-mail: muepe-selbsthilfe@t-online.de
Webseite: http://www.muepe.org

 

Neue Studie und neue Studienergebnisse zur Reduktion der Medikation bei Menschen mit stabiler Schizophrenie.
Aktuelle wissenschaftliche Befunde legen nahe, dass bei schon länger stabilen Patienten mit einer schizophrenen Erkrankung eine Medikamentenreduktion möglich sein kann. In einer Studie aus den Niederlanden (Wunderink et al, JAMA Psychiatry 2013, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23824214) wurden stabile Patienten mit einer Schizophrenie in zwei Gruppen aufgeteilt. In der einen Gruppe wurde die Medikation vorsichtig reduziert, in der anderen Gruppe hingegen unverändert fortgeführt. Dabei zeigte sich in der Reduktionsgruppe zunächst eine höhere Rückfallrate. In der Langzeituntersuchung nach sieben Jahren war die Anzahl der Rückfälle jedoch in beiden Gruppen annähernd gleich. Interessanterweise fanden die Forscher, dass nach den sieben Jahren die Patienten der Reduktionsgruppe eine bessere soziale Leistungsfähigkeit hatten.

Im Rahmen einer aktuellen Studie am Klinikum rechts der Isar wollen Forscher nun herausfinden, ob sich diese Ergebnisse wiederholen lassen. Hierbei soll vor allem die Rückfallrate und die soziale Leistungsfähigkeit untersucht werden. Während der Studie („REDUCE“) besteht, nach sorgfältiger Auswahl der Studienteilnehmer in Vorgesprächen, die Möglichkeit unter engmaschiger ärztlicher Aufsicht langsam die Medikation zu reduzieren.

Für weitere Informationen und falls Sie selbst (oder ein Angehöriger) an einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Störung leiden, seit mindestens drei Jahren nicht mehr stationär behandelt worden sind und nun ihre Medikation reduzieren möchten, können Sie sich gerne per Email (maximilian.huhn@lrz.tum.de) oder telefonisch 089-4140-6466 an Maximilian Huhn oder Prof. Leucht (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München – Klinikum rechts der Isar) wenden.
Maximilian Huhn, Assistenzarzt, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der TU-München Klinikum rechts der Isar Ismaningerstr. 22, 81675 München, Germany, Tel.: +49-89-4140-6466, e-mail: maximilian.huhn@lrz.tum.de

DURST! von Angelika Kurella

Hilflos laufe ich über einen langen Gang. Da sind viele Türen, die öffne ich. In den Zimmern sind Menschen, die ich nicht kenne.

Ich frage sie, “Wo bin ich?” Ihre Antwort ist: “Im Irrenhaus.” Die letzte Türe, die ich öffne, zeigt mir, dass es stimmt. Da liegt ein Mensch in einem Krankenbett, mitten im Raum. Ich gehe ganz nah an das Bett und sehe, der Mann ist mit Gurten an das Bett gebunden. Er sagt: “Durst”. Ich frage ihn, warum er so armselig da liegen muss. Seine Antwort: “Durst”. Eine Krankenschwester kommt ins Zimmer und schreit: “Was machen Sie hier?”  Sie packt mich und schiebt mich aus dem Zimmer. Ich sage ihr: “Der Mann hat Durst.” Sie antwortet: “Das geht sie überhaupt nichts an.” Richtig! Aber der Mann hat Durst!

Jetzt weiß ich, dass ich in einem Nervenkrankenhaus bin, aber ich weiß nicht warum. Meine Gedanken wirbeln in meinem Kopf. Ich suche meinen Geldbeutel, meine Papiere, mein Handy, ich habe gar nichts mehr. Ich merke erst jetzt, dass ich einen lilafarbenen Anzug trage, der mir gar nicht gehört. Ich gehe barfuß. “Wo sind meine Schuhe?” Ich laufe zu einer großen Glastür und will sie öffnen. Die Tür ist verschlossen. Ich bin eingesperrt. WARUM??  
Ich schreie um Hilfe. Ich renne über den Gang und schreie weiter. Immer lauter. 5 Pfleger packen mich. – STILLE –

Ich wache auf und merke, dass ich im Bett liege, fixiert, und ich habe Durst!

 

Dieser Text stammt von unserer verstorbenen Mitarbeiterin Angelika Kurella. Sie schrieb dazu im März 2014: Sende Ihnen anbei die Schilderung “DURST”, die ich mir ausgedacht habe, Das könnte durchaus passiert sein.

Integration verschiedener Auffassungen durch Betrachtung der subjektive Seite?

1999 wurde erstmals eine Tagung zu dem Thema “Die subjektive Seite der Schizophrenie”  in Hamburg organisiert, an der auch Angehörige und Betroffene teilnehmen konnten.1 Bis heute findet jährlich eine Tagung zu dem Thema statt. In der ersten Einladung der Initiatoren von der Universität Hamburg-Eppendorf zu einer Pressekonferenz hieß es: “Schizophrenien markieren für die Betroffenen einschneidende Lebenskrisen und oft bleibende, grundlegende Veränderungen der individuellen Biographien. Ähnliches gilt für die Familien, die Partner und Freunde. Diese Erfahrungen, ebenso wie ihre Konsequenzen interferieren mit der Einstellung zur Behandlung und mit der individuellen, subjektiven Sicht auf das Geschehen. So ist trotz nachgewiesener positiver Effekte medikamentöser Therapie die Haltung der Familie gegenüber dem Hilfesystem häufig überwiegend skeptisch und trägt zum Abstand und zur Abwehr aktiver gemeinsamer Anstrengungen bei.” …

“Die individuelle Lebensqualität und ihre Beschränkungen sind die Eckpunkte der Bewertung für oder gegen eine Kooperation im Therapieprozeß.  Die Forschungen zur Bedeutung der subjektiven Seite und ihre entsprechende Berücksichtigung im Rahmen therapeutischer Konzepte werden von Klinikern und Wissenschaftlern aus den USA und Europa vorgestellt.”2

Die folgenden jährlichen Tagungen zur “Subjektiven Seite der Schizophrenie”- meistens in Hamburg, aber auch in Wien, Stralsund/Greifswald, Berlin und Zürich und unter Beteiligung von Angehörigen und Betroffenen –  hatten jeweils ein besonderes Thema.

2015 fand dieses Treffen zum 17ten Mal statt.

Es handelt sich dabei um ein ganz besonderes Phänomen. Denn unter dieser Überschrift des “Subjektiven” finden sich Vertreter der beiden bis heute eher verfeindeten Fraktionen der Psychiatrie zusammen. Na ja, “verfeindet” ist vielleicht etwas übertrieben. Man hat sich in den letzten Jahren etwas angenähert. Aber es bleiben grundlegende Differenzen.3
Hier sei diese Spaltung, die die Psychiatrie durchzieht, kurz skizziert unter Rückgriff auf einen schönen Artikel des Psychiaters Elgeti, in dem er  diese beiden Ausrichtungen als “Aufklärung” und “Romantik” charakterisiert und sie auf ihre kulturhistorischen Ursprünge zurück führt.4 Er weist darauf hin, dass die “Aufklärung (…) schnell ihr kritisches Potential (verliert), wenn sie die Kritik der Romantik an den Auswüchsen ihres Machbarkeitswahns ignoriert.” Die “Romantik” sieht er in Gefahr, sich in esoterischen, dunklen Spekulationen zu verlieren, reaktionäre Züge anzunehmen, und im schönen Schein des großen Ganzen keine Einzelheiten mehr zu untersuchen, und dass verschiedene Ansichten darüber nicht mehr ausgetauscht werden dürften.
“Am Ende beschimpfen selbsterklärte Aufgeklärte alles Romantische als schwärmerisch, weltfremd und rückwärtsgewandt, während vermeintliche Romantiker gegen eine flache und seichte Aufklärung polemisieren.”

Unter dem Motto “Die Subjektive Seite der Schizophrenie” treffen sich also beide Fraktionen seit so vielen Jahren jedes Jahr einmal. Ein Blick auf die Programme der Veranstaltungen hat uns sofort klar gemacht, dass wir als “Romantiker”, denen die Fragestellung der Subjektivität sehr vertraut ist, hier nicht unter uns sein würden. (s.u.)  Einige Hamburger Tagungen fanden mit “freundlicher” Unterstützung der Pharmaindustrie statt. Die Firmen konnten sogar Satellitenprogramme durchführen.

Wir haben im Internet nach einer Berichterstattung über diese Treffen gesucht, um etwas mehr darüber und die eventuelle Entwicklung einer Verständigung zu erfahren. Leider war die Ausbeute für eine solche Fragestellung nicht ergiebig genug, und diese Thematik erfordert auch viel Arbeitsaufwand, den EREPRO zur Zeit nicht leisten kann.5

Das Interesse der Tagungsteilnehmer an der subjektiven Seite der Schizophrenie reicht jedenfalls von der Hoffnung, über die Beachtung der subjektiven Seite bei den Patienten mehr Compliance für die Medikamenteneinnahme zu erreichen bis hin zu einem großen Interesse an den Wahninhalten der Schizophrenie, um die Verständigung mit den Patienten zu verbessern.

Es wäre natürlich sehr reizvoll, wenn eine Annäherung der beiden Fraktionen der Psychiatrie in einer der folgenden Tagungen thematisiert und zur Diskussion gestellt werden könnte.

Wichtig ist uns, auf den Vortrag von Peter Lehmann bei der diesjährigen Tagung hinzuweisen und ihn zu empfehlen.6 Eine Referentin von der anderen Fraktion gestand dabei im Vorfeld, dass sie früher regelrecht Angst vor P.L. hatte, er jetzt aber Gesprächspartner geworden sei. Immerhin.

Zum Abschluss eine Preisfrage (leider ohne Preis!):
Die Vertreter der oben zitierten beiden Richtungen der Psychiatrie, die sich bei den Tagungen über die subjektive Seite der Schizophrenie seit vielen Jahren treffen, formulierten 2015 entsprechend unterschiedliche Einladungstexte:

  1. Einladung
    “Der Begriff der “personalisierten Medizin” fragt, wie sehr ist der Mensch vorhersagbar aus seinem Genom? Ist die Biologie der Schlüssel zur Verbesserung der Behandlung? Soweit, dass die Medizin personalisiert würde? Personalisiert, Persönlichkeit, das Persönliche hat natürlich auch die andere Seite, die aus der Vielfältigkeit des Lebens, eine Vielfältigkeit von Bedürfnissen entstehen lässt. Alles sind zentrale Aspekte für Entwicklung, Therapie und Recovery und die subjektive Seite.”

  2. Einladung
    “Die psychiatrische Versorgungslandschaft hat sich in den letzten Jahren stark           gewandelt. Immer wieder wird dabei die Aufmerksamkeit auf einen personenzentrierten Ansatz gelenkt. Dahinter verbirgt sich eine Reihe von Bedürfnissen, die es zu beachten gilt – und die für die Genesung von zentraler Bedeutung sind. Spätestens seit der UN-Behindertenrechtskonventionen ist das Thema »Personalisierte Medizin« hochaktuell.
          Im Fokus der Fachtagung stehen Bedürfnisorientierung, Gewaltfreiheit und Therapieziele,  die von den Betroffenen selbst festgesetzt werden. Aber auch Kritiker des Ansatzes äußern ihre Bedenken.”

Frage:
Welche Einladung stammt von den “Romantikern”, welche von den “Aufklärern”?

Antwort:
Die Einladung Nr. 1 haben die “Aufklärer”, die Mediziner der Hedwigskliniken Berlin verfasst, die zweite, die Einladung der “Romantiker”, findet sich in einem Text des Psychiatrieverlages.7
W.O. 

 

Anmerkungen
1 http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/47786/
2 Kallert, T.W.: Rehabilitationsvorstellungen gemeindepsychiatrisch betreuter schizophrener Patienten. Vortrag, Kongress „Die subjektive Seite der Schizophrenie – Subjekt und Psychose“, Hamburg, 11.03.1999. Abstractband S. 24
http://www.psychiatrische-versorgungsforschung-tu-dresden.de/cms/wp-content/uploads/2008/03/publikationen-kallert-bis-2007.pdf
3 Geplant ist, dass sich EREPRO zu einem späteren Zeitpunkt mit dieser Thematik befasst
4 http://www.psychiatrie-verlag.de/fileadmin/storage/dokumente/Zeitschriften/SI/SI_11-3_Inhalt_Editorial_Artikel.pdf
5 Wir stellen Ihnen unten die gefundenen Informationen dazu zur Verfügung
6 http://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/recht/ppt/lehmann_recht-auf-psychose.pdf
7 http://www.alexianer-berlin-hedwigkliniken.de/fileadmin/user_upload/alexianer-berlin-hedwig-kliniken.de/SHK/Flyer/SuSe_Die_subjektive_Seite_der_Schizophrenie_Programm_und_Anmeldung_2015_.pdf

http://www.psychiatrie-verlag.de/startseite/news/date/2014/december/16/news-article/die-subjektive-seite-der-schizophrenie.html

 

 

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Fundstücke und -orte aus unserer kleinen Internet Recherche über die Tagungen “Die subjektive Seite der Schizophrenie”. 
(Bibliographische Hinweise kursiv gedruckt, Links abgerufen aus dem Internet April 2015)
Bitte an die Leser um Ergänzung und Korrektur der sehr lückenhaften Zusammenstellung

1999
10. -12. März Hamburg. Einladung zur Pressekonferenz:
ttp://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/47786/
Vortrag Kallert, T.W.: Rehabilitationsvorstellungen gemeindepsychiatrisch betreuter schizophrener Patienten. Vortrag, Kongress „Die subjektive Seite der Schizophrenie – Subjekt und Psychose“, Hamburg, 11.03.1999. IN: Rehabilitation Nr. 39, S. 268-275, 2000, Deutsche Gesellschaft für Rehabilitation

2000
Die subjektive Seite der Schizophrenie“, 2. Tagung, Hamburg. 1. – 3. März 2000
http://www.social-psychiatry.org/detext.html Vortrag, als Poster vorgestellt im Universitätskrankenhaus Eppendorf, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Hamburg, Korrespondenz-Adresse: Dr. med. N. Nowack, Zentrum für Soziale Psychiatrie Salzwedel, Hoyersburger Str. 60, D – 29410 Salzwedel, eMail: psych-ph-saw@t-online.de

2001
Die subjektive Seite der Schizophrenie 28.02. – 02.03.2001, Hamburg
Medikation-Selbstmedikation. Familiäre Bewältigungsstrategien und Familientherapie. Die Stärken der Versager – Therapie als Hilfe bei der Selbstheilung? Ressourcenorientierung in der Therapie. Krise und Kontext. Trauma. Trauerbewältigung und Entwicklung, Behandlungsphilosophie, Subjektbegriff und Menschenbild in Psychotherapie und Psychiatrie, Workshops. Satellitensymposia. Freie Beiträge.
http://www.my-medical-education.com/cms/mme/index.php?page=veranstaltung&field=&event=104a342b-bdca-3c49-c077-42cab4d851df
Gemeinhardt, B., Gottwalz, E.: Familientherapie mit Psychotikern. Workshop abgehalten zu der III.Tagung „Die Subjektive Seite der Schizophrenie“, Hamburg 2002.
Gemeinhardt, B., Gottwalz, E. (2001) Familientraditionen und Familiengeheimnisse und ihre Rolle bei der Konfliktregulation. Vortrag gehalten bei der III. Tagung : Die Subjektive Seite der Schizophrenie, Hamburg 2001.
http://dr-brigitte-gemeinhardt.de/klinische-themen-seminare-vortraege-workshops/
Volkmar Aderhold / Yrjö Alanen / Gernot Hess / Petra Hohn (Hg.) 2003, Psychotherapie der Psychosen – Integrative Behandlungsansätze aus Skandinavien.
“Dieses Buch beinhaltet auch Texte, mit denen auf den Tagungen die Subjektive Seite der Schizophrenie die skandinavischen Ansätze bekannt gemacht wurden.” 
http://www.antipsychiatrieverlag.de/versand/titel/aderhold.htm

2002
Die subjektive Seite der Schizophrenie. 20. – 22.02.2002 in Hamburg … Traumatisierung und Psychose/ Lebensgeschichte und Krankheitsverlauf als Rahmen von Hilfe und Selbsthilfe/ Tauma – Dissoziation – Psychose/ Umgang mit Traumatisierung/ Psychose und Gewalt/ etc.
Bericht im Ärzteblatt. “Neuseeländisches Trainingsprogramm für Klinikpersonal: Nach Mißbrauch fragen. “Das Thema Missbrauch soll zum festen Bestandteil der psychosozialen Anamneseerhebung bei psychisch Kranken werden. Ziel ist unter anderem, die Aufdeckungsrate bei Missbrauch zu erhöhen, um gezieltere Therapien anbieten zu können.” http://www.aerzteblatt.de/archiv/33654/Neuseelaendisches-Trainingsprogramm-fuer-Klinikpersonal-Nach-Missbrauch-fragen
Mundt, A. (2002) Kasuistik aus der Verhaltenstherapie-Tagesklinik. Darstellung einer Patientin mit Zwangsstörung und psychotischer Exacerbation nach einem Trauma. Poster auf der IV. Tagung – “Die subjektive Seite der Schizophrenie” 20.-22. Februar 2002 
s. dazu: http://www.dr-a-mundt.de/site/uebermich/uebermich.php

2003
26. – 28.2.2003, Die subjektive Seite der Schizophrenie V. Tagung in Hamburg: Empowerment und Ressourcenorientierung/ Alternative oder Ergänzung zum/im psychiatrischen System. parchman@uke.uni-hamburg.de
Wielant Machleidt  (Herausgeber), Garlipp (Herausgeber), & 1mehr, Schizophrenie: Behandlungspraxis zwischen speziellen Methoden und integrativen Konzepten Taschenbuch – September 2003.
http://www.janssen-cilag.com/content/congresses/psychiatry24x7.com/21138402.xml

2004
25. – 27.02.2004 in Hamburg (6. Tagung). Ankündigung: “Subjektive Seite affektiver Psychosen/ Therapie mit viel Emotion/ Schizophrenie als affektive Störung? – Theoretische und klinische Konzepte zum Zusammenhang von Denken und Fühlen/ Symptom, Syndrom, Emotion.”
http://www.my-medical-education.com/cms/mme/index.php?page=veranstaltung&field=&event=3ce9ee74-76c2-8382-a8d3-bf34ca8a84e0
Ein Vortragstext: Michael Dümpelmann, Tiefenbrunn, Kontingenzerfahrungen und Affektentwicklung. Entwicklungspsychologische Ansätze in der Psychotherapie von Psychosen.
https://wwwalt.hs-magdeburg.de/fachbereiche/f-sgw/master/Psychiatrie/duempelmann_2004.pdf
7.4.2004:  “Mit dem atypischen Antipsychotikum Ziprasidon behandelte Patienten profitieren von Verträglichkeitsvorteilen und aufklarender Wirkung, konstatierten Experten auf einem Symposium anlässlich der VI. Tagung ‘Die subjektive Seite der Schizophrenie’. Das Medikament sei aus internistischer Sicht sicher, fasste Professor Dr. med. Eberhard Windler die Datenlage zusammen. Dank der aufklärenden Wirkung seien die Patienten wieder kommunikationsfähig und bereit für ergänzende Therapieverfahren, wie Dr. med. Thomas Messer anhand einer Kasuistik veranschaulichte.” http://www.journalmed.de/newsview.php?id=4033

2005
VII. Tagung – Die subjektive Seite der Schizophrenie: Krankheitskonzept, das Bild in den Köpfen – Brücke oder Mauer? 23. – 25.02.2005 in Hamburg. “Subjektive Krankheitskonzepte und ihr Einfluss auf die Bewältigung/ Krankheitskonzept und therapeutisches Vorgehen – Behandlungsphilosophien als Grundlage klinischer Konzepte/ Der Beitrag zur Psychoanalyse zum Verständnis der Psychosen/ Der Beitrag der Biologie zum Verständnis der Psychosen/ Patientenorientierte Integration – integrative Schizophrenietherapie, Floskel oder Modell?
Schizophrenie: wissenschaftlich-rationale und therapeutische Praxis. Aderhold stellt vor und setzt auf das in Finnland erfolgreich erprobte ‘need adapted model’. Hilfe wenn nötig.”
Ausführlicher Bericht aus Anlass der Tagung 2005 von Peter Weinmann: Krankheitskonzept, das Bild in den Köpfen – Brücke oder Mauer?“ Atypische Depottherapie als Baustein einer modernen Langzeittherapie der “Schizophrenie” – die Sicht der Betroffenen. http://mut-zum-anderssein.de/PDF/AtypNeurolHom05.pdf
Kurzbericht von Michael Schuldt. 2005: Krankenhäuser auflösen. http://www.bpe-online.de/verband/rundbrief/2005/1.pdf

2006
Die subjektive Seite der Schizophrenie: Stimmen hören oder Symptome ersten Ranges
Phänomen – Bewertung – Behandlung. Hamburg, 8.-10.3.2006
Das Programm:
http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/downloads/klinik-psychiatrie-psychotherapie/Programm_Schizo_2006.pdfProgramm_Schizo_2006.pdf
“Zur VIII. Tagung “Die subjektive Seite der Schizophrenie“ fuhr ich Anfang März 2006 in die Freie und Hansestadt Hamburg. Mittlerweile findet dort jährlich ein Austausch von Professionellen, Psychiatrie-Erfahrenen und Angehörigen zu Themen ‘rund um’ psychische Störungen statt. In diesem Jahr war das ‘Phänomen’ Stimmenhören Schwerpunkt der Tagung. Fachleute aus Deutschland, Europa und Übersee diskutierten gemeinsam bzw. zu Fragen der Entstehung und Therapie von Stimmenhören. (…) Es zeichnet sich seit einigen Jahren ein Paradigmenwechsel ab – d.h., die akademische Psychiatrie nimmt stärker als bisher geschehen subjektive Erklärungsmodelle und individuelle Coping-Strategien der Betroffenen wahr und integriert sie in ein ganzheitliches Behandlungskonzept.” http://www.muentzer-wohnheim.de/index.php?n=Aktuelles&b=berichte/2006/Tagung-Hamburg

2007
14. bis 16. Februar 2007 in Wien. Die subjektive Seite der Schizophrenie: Das Ende der Unheilbarkeit?! – Hoffnung – Macht – Sinn. “Der Verlauf der Schizophrenien beschäftigt die, die es angeht, schon über ein Jahrhundert. Der Mythos der Unheilbarkeit und zwangsläufigen Chronifizierung haftet den Schizophrenien noch heute an. Ist so eine Sichtweise berechtigt oder auch das Ergebnis einseitiger und verengter Perspektiven der Psychiatrie? Um die Behandlung und ihren Einfluss auf den Verlauf gibt es ebenso anhaltend viele Kontroversen.
Das Ludwig Boltzmann Institut für Sozialpsychiatrie veranstaltet in Kooperation mit den Psychiatrischen Kliniken der Universitäten Hamburg, Zürich und Greifswald, sowie der Abteilung für Sozialpsychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie Wien die inzwischen neunte Tagung. Dieser Kongress bietet spannende Möglichkeiten dazu, eherne Gewissheiten zu erschüttern und das Koordinatensystem des Verstehens und der Modellbildung neu zu ordnen und zu erweitern. Ludwig-Boltzmann-Institut für Sozialpsychiatrie.”
http://www.gsund.net/cms/beitrag/10081716/2505936/_1
Über diese Tagung ist ein Buch erschienen (Hoffnung macht Sinn: schizophrene Psychosen in neuem Licht. Hrsg. M. Amering, M. Krausz und H. Katschnig, 2008), das in der Rezension bei Amazon von xianzai87 folgendermaßen beschrieben wird:
“Dieses Buch besteht aus verschiedenen Beiträgen von Betroffenen und Nicht-Betroffenen der 9. Tagung zur subjektiven Seite der Schizophrenie und vor allem zitieren alle Autoren ihre Quellen. Es geht unter anderem um Neuoleptika, ihre Risiken, und wie sie richtig eingesetzt werden sollten, es geht um Sinn oder Nicht-Sinn von Psychosen, Schizophrenie und ihren Verlauf……für mich als Psychosebetroffene sehr hilfreich und auch informativ, obwohl ich schon sehr viel über das Thema wusste.”
s. auch http://www.sozialpsychiatrie-mv.de/PDF/Aderhold_Neuroleptika_in_Amering.pdf

2008
27. Februar bis 29. Februar 2008 Universität Hamburg. Tagungstitel “Die subjektive Seite der Schizophrenie”: Evidenzbasierte Therapien, Psychosetherapien in Wirkungen, Nebenwirkungen und Verfügbarkeit?
Programmflyer: http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/downloads/klinik-psychiatrie-psychotherapie/Download.Flyer_Schizo_2008.pdf
“Kontroversen in der Schizophrenietherapie, Frühbehandlung wann und wie? Evidenz in der Psychopharmakotherapie, Wann und wem schadet Therapie? Wieviel Klinik ist nötig?
Therapeutische Prinzipien.” http://www.my-medical-education.com/en/mme/index.php?page=veranstaltung&field=&event=5b8501a3-d0e1-9afa-7190-1a8aeae59eac
Schriftliche Fassung des Referates “Machen Städte psychisch krank? Von der Schwierigkeit der Prävention bei seelischen Krankheiten”. von Prof. Dr. Leonhard Hajen, PDF, 14 S., 2008 auf der X. Tagung “Die Subjektive Seite der Schizophrenie” am 28. Februar 2008 in der Universität Hamburg, . http://www.hag-gesundheit.de/uploads/docs/53.pdf

Bei der Tagung (2008??) “Die subjektive Seite der Schizophrenie” des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE): Hier wurde die Wander-Ausstellung „Bilder einer Stadt – Salzwedel menschlich gesehen“ gezeigt: Mit Darstellung wissenschaftlicher Therapie-Ergebnisse und Hinweis auf die zusätzliche Anti-Stigma-Intention der Ausstellung (etwa wenn in Schule oder Rathaus ausgestellt), die aus dem Fotoprojekt hervorging. http://www.grips-reha.de/fachpublikationen/
(Zu dem interessanten Projekt: http://www.impuls-psychiatrie.net/82.0.html?&tx_feuserlisting_pi1%5BshowUid%5D=145) 

2009
Die subjektive Seite der Schizophrenie vom 25. bis 27. Februar 2009: Beziehungsgestaltung und Psychose, Hamburg http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/index_51376.php
Das Programm dieser Tagung:
Die gelungene therapeutische Beziehung –  Welche Faktoren verhindern, welche wirken…
Kann man Beziehung messen?  Die wissenschaftliche Untersuchung von Beziehungen
Therapeutische Beziehung, Behandlung und der Rest des Lebens. Wie spezifisch sind Patientenbewertungen? Shared Decision Making.  Wie wirkt es sich auf therapeutische Beziehungen aus? Therapeutische Beziehungen im Wandel der Zeit.
Satellitensymposium  Unterstützt von Firma JANSSEN-CILAG GmbH
Beziehungsgestaltung in akuten Krisen –  Zwischen Mischinjektion und Soteria
Wenn Sexualität die Beziehung stört.
Scham, Schuld und Verstehen. Beziehung aus der Sicht der Familie.
Behandlungsvereinbarungen als Basis der Beziehungsarbeit (Dr. Raoul Borbé)
Beziehungen mit den Schwierigsten.  Beziehungsfallen und ihre zerstörerischen Folgen
Kinder von Eltern mit Psychosen
Stellenwert der Beziehung in der kognitiven Verhaltenstherapie
Was heißt hier therapeutisch?  Was wollen Betroffene von Professionellen?
Die Bedeutung des ersten Kontaktes mit der Psychiatrie
Medikamente als Beziehungsmediator.  Beziehung als Erfolgsfaktor?
Therapeutische Beziehungen zu Widerspenstigen
Der Einfluss der Patienten auf die therapeutische Beziehung im institutionellen Umfeld
Veränderung der therapeutischen Beziehung durch Home-Treatment
Partnerschaft und Psychose
Arbeiten in Gruppen – korrektive Beziehungserfahrungen
Beziehungsgestaltung und Recovery
Traumasensible Therapie – Setting als Beziehungserfahrung
Welche Art von Beziehung braucht ein Mensch in der Krise? Folgerungen aus der Bindungstheorie
Beziehungen in der Institution:  Zwischen Geborgenheit und Zwang
Pflegsam, pfleglich, Pflege – wie nah wie fern
Das Arzt-Patientenverhältnis in der ambulanten Behandlung – Ergebnisse einer Umfrage zu beiden Perspektiven
Der subjektive Sinn von Psychosen und die Bedeutung für Beziehungen.(Hamburger SuSi-Projekt)
Workshops: Paar/Familientherapie,  Ex-In, Training,  Paarbez. u. Sexualität,  Vertrauen in die Ressourcen
http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/downloads/klinik-psychiatrie-psychotherapie/Download.Flyer_Schizo_2009.pdf

2010
Die XII. Tagung “Die subjektive Seite der Psychiatrie” fand vom 24. – 26. Februar 2010 in Wien statt: Schizophrenie in Bewegung. (1. Bewegung durch die Lebensstadien, 2. Bewegung in der Psychiatrie, 3. Bewegung innerhalb und zwischen den Kulturen, http://lubis.lbg.ac.at/webfm_send/55).
Das Programm im Einzelnen: ttp://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/downloads/klinik-psychiatrie-psychotherapie/Flyer_Schizophrenie_in_Bewegung.pdf
Die Referate dieser Tagung stehen im Internet zur Verfügung:
– in Zusammenfassung (http://lubis.lbg.ac.at/webfm_send/58)
– und als PowerPoint Präsentation
(http://lubis.lbg.ac.at/de/termine/subjektive-seite-schizophrenie-schizophrenie-bewegung)
Audiodatei des Vortrags eines Stimmenhörers:
http://www.mikus.at/own_domains/www.stimmenhoeren.info/antje.mp3

2011
Hamburg  23. bis zum 25. Februar. Aus der Einladung zur Pressekonferenz:
“’Die subjektive Seite der Schizophrenie’ – Tagung zu integrierter Versorgung als Zukunftsmodell. Gesprächspartner: die Veranstalter Prof. Dr. Dieter Naber aus Hamburg (UKE), Prof. Dr. Michael Krausz aus Vancouver, Prof. Dr. Michaela Amering aus Wien, Professor Martin Lambert aus Hamburg, Professor Thomas Bock aus Hamburg (UKE) und Priv.-Doz. Dr. Anne Karow aus Hamburg (UKE).”
“Wie können knapper werdende Ressourcen darüber hinaus in einem möglichst guten Kosten-Nutzen-Verhältnis eingesetzt werden? Zu dieser Frage existieren wichtige erste Daten aus verschiedenen Modellen der Integrierten Versorgung. Auf der Grundlage dieser Daten kann eine sinnvolle Diskussion über effektive und wirtschaftliche Versorgungsstrukturen stattfinden. Wie werden die strukturellen Entwicklungen aus der Sicht von Betroffenen und Behandlern, aus der Sicht von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten sowie aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Sicht von Krankenkassen und der Gesundheitspolitik beurteilt?
Darüber hinaus sind Beziehungsaspekte und individuelle Auswirkungen moderner Versorgungsstrukturen zu berücksichtigen. Welche Bedürfnisse liegen bei allen Beteiligten vor? Was sind die Gemeinsamkeiten? Wo liegen die Unterschiede? Wie muss/kann sich die therapeutische Beziehung verändern? Wie flexibel ist z.B. Psychopharmakotherapie und wo liegen die Grenzen einer individuellen Anpassung der Behandlung? Wichtige Diskussionen beziehen sich dabei auf die Frage, inwieweit eine integrierte Versorgung den Bedürfnissen nach individueller Therapie entspricht und sich im Alltag für Betroffene, ihre Angehörige und Professionelle bewährt.
Konzepte wie die der Zu-Hause-Behandlung sind bereits seit vielen Jahren State of the Art und werden dennoch weiterhin ungenügend umgesetzt. Wie sehen die konkreten Erfahrungen von Betroffenen, Angehörigen und Behandlern mit einer zu Hause stattfindenden Behandlung aus? Fühlen sich Angehörige anders zuständig und anders betroffen oder belastet, wenn die Behandlung immer weniger in der Klinik stattfindet? Wie muss sich die Psychiatrie auf dem Weg nach draußen verändern?
Zu diesen und anderen aktuellen Themen werden wieder kompetente Referenten berichten, Betroffene, Angehörige und Professionelle. Es wird viel Zeit geben für Diskussion und Austausch, zu speziellen Themen finden Workshops statt.
Zu dieser Tagung erwarten wir 350 und mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Klinik und Forschung.”
http://www.archiv.medizin-aspekte.de/-Die-subjektive-Seite-der-Schizophrenie-Tagung-zu-integrierter-Versorgung-alsZukunftsmodell_14056.html

2012
Vom 22. bis 24. Februar 2012 fand in Stralsund die XIV. Tagung “Die subjektive Seite der Schizophrenie” statt, ausgerichtet von der Universitätsmedizin Greifswald.
Zitat aus dem Programm: “Auf der XIV. Tagung Die subjektive Seite der Schizophrenie möchten wir Orientierungspunkte in dieser Bewegung setzen und eine Diskussion um den „richtigen Kurs“ anregen. Dafür haben wir drei inhaltliche Schwerpunkte ausgewählt: In der Fortsetzung einer Debatte unserer letzten Tagungen fragen wir, wohin die Reise in der Versorgung gehen kann – und betrachten innovative Therapiemodelle in verschiedenen europäischen Ländern. Eine Rückschau auf unsere unterschiedlichen Traditionslinien in Deutschland bietet der Vergleich der jüngsten Psychiatriegeschichte in den beiden deutschen Staaten zur Zeit der Teilung.”…
http://www.uni-greifswald.de/informieren/kalender.html?no_cache=1&tx_cal_controller%5Bview%5D=event&tx_cal_controller%5Btype%5D=tx_cal_phpicalendar&tx_cal_controller%5Buid%5D=6779&tx_cal_controller%5Blastview%5D=view-list%7Cpage_id-141&tx_cal_controller%5Byear%5D=2012&tx_cal_controller%5Bmonth%5D=02&tx_cal_controller%5Bday%5D=22&cHash=e9b7ac5fde

Auf einen ausführlicher Bericht von Ute Maria Krämer über diese Tagung wurden wir 2016 vom “Trialog-Forum seelische Gesundheit – Das Psychose-Seminar im Landkreis Peine” dankenswerterweise hingewiesen: http://trialog-forum-peine.de/?page_id=1405.

2013
Die Tagung “Die subjektive Seite der Psychiatrie” fand vom 27. Februar bis 01. März 2013 in Hamburg statt mit dem Titel: Zeit für Wandel. Das Programm im EInzelnen:
http://www.uke.de/kliniken/psychiatrie/downloads/klinik-psychiatrie-psychotherapie/Flyer_Subjektive_Seite_der_Schizophrenie_2013.pdf
Vortrag von Asmus Finzen: “Die Psychiatrie eine Zumutung für die Familie”, http://www.lvbwapk.de/Finzen.pdf

2014
Die Tagung “Die subjektive Seite der Schizophrenie – Schaden begrenzen, Risiken mindern, Chancen mehren” fand vom 19. – 21. Februar 2014 in Wien statt.
“Die Abwägung von Risiken und Chancen des Tuns und Nichttuns gegenüber Psychosen ist komplizierter als viele Richtlinien glauben machen. Die Tagung greift diesbezüglich kontroverse Fragen auf. Wer hat Verantwortung wofür? Wie viel Unsicherheit ist auszuhalten? Keine Chance ohne Risiko?”
Programm: http://www.hpe.at/fileadmin/media_data/Inhalt-Dokumente/Dokumente-extern/2013/Die_subjektive_Seite_Schizophrenie_2014.pdf
http://www.psychotherapie-wissenschaft.info/index.php/psy-wis/article/viewFile/1015/1013:
Evelin Gottwalz-Itten war jahrelang als psychologische Forscherin im Bereich der Familientherapie im Universitätskrankenhaus Eppendorf tätig und ist, zusammen mit ihrem damaligen Oberarzt, V. Aderhold, eine Mitbegründerin der Tagungen Die subjektive Seite der Schizophrenie. Heuer fand diese zum 16. Mal statt, unter dem Motto „Schaden begrenzen, Risiken mindern, Chancen mehren“.  …
http://www.psychotherapie-wissenschaft.info/index.php/psy-wis/article/viewFile/1015/1013 

2015
Die Tagung fand statt vom 18.–20. Februar 2015 in Berlin mit dem diesjährigen Titel “Persönlich und bedürfnisorientiert, Prävention und Behandlung nach Wunsch und Evidenz?“. Ein Tagungsbericht:
http://www.ddpp.eu/news-meldung/bericht-von-der-tagung-die-subjektiven-seite-der-schizophrenie.html
Die PowerPoint Darstellung des Vortrags von Peter Lehmann mit dem Titel “Das Recht auf Psychose” auf dieser Tagung:
http://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/recht/ppt/lehmann_recht-auf-psychose.pdf