Mit diesem geflügelten Wort versuchen Mitglieder einer Frauen-Selbsthilfegruppe für Depressionen andere zu trösten, die es wieder erwischt hat. Die doppelte Bedeutung dieses Satzes ist jeder Teilnehmerin klar: Einmal die Übliche, eine Depression kommt selten allein. In diesen Gruppen für Frauen mit schweren, klinischen Depressionen, mit häufigen Klinikaufenthalten (so ist die Gruppe besetzt worden) hat niemand nur einmal eine Depression gehabt.
Zweite und wichtigere Aussage dieses Satzes: wenn die Depression vorbei ist, geht es dem depressiven Menschen so gut wie vorher. Das heißt die Krankheit hinterlässt keine dauerhaften Schädigungen. Von den schweren Beeinträchtigungen der Stimmung und der Kognition in der akuten Depression bleibt nichts zurück.
William Styron schreibt: “Falls eine Depression nie zu Ende ginge, dann wäre der Selbstmord wirklich das einzige Heilmittel. Aber man sollte nicht solch einen falschen (vielleicht zum Denken anregenden) Hinweis anklingen lassen, nur um dann zu betonen, dass eine Depression die Seele nicht auslöscht. Männer und Frauen, die sich von der Krankheit erholt haben, – und sie sind zahllos – bezeugen was wahrscheinlich die einzige rettende gute Eigenschaft ist: sie ist überwindbar”1
Der Slogan “Nach der Depression ist wie vor der Depression” wird Gruppenmitgliedern zugerufen, die in schrecklichen Depressionen untergehen. Sie können das nicht glauben in ihrem Zustand, aber – das versichern sie nach Abklingen der Depression – es ist doch hilfreich. Auch wenn diese minimale soziale Intervention durch andere Gruppenmitglieder in der Regel genervt und ärgerlich abgewehrt wird, tief innerlich spürt derjenige scheint’s doch eine Verbundenheit.
“Und da die Gruppentreffen regelmäßig zu einem festen Termin stattfinden, werden die Frauen leichter motiviert zu kommen, auch wenn es ihnen schlecht geht. Sie raffen sich schließlich doch auf, weil sie erwartet werden, und ein Teufelskreis der Depression ist durchbrochen.”2
Insofern können unserer Erfahrung nach die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe für depressive Menschen in akuten Depressionen oft hilfreicher sein als das Fachpersonal. Das gilt auch für die Situation nach Abklingen der Depression.
Phil Borges hat erst kürzlich – auf dem Kongress der DGVT3 2018 darauf hingewiesen, dass die Patienten mit psychischen Problemen “kommunikative Umgebungen” brauchen und darin eine soziale Position, die ihnen Anerkennung bringt. Nachdrücklich hob er “Zugehörigkeit” hervor, unerlässlich für ein “erfülltes Leben”. Nachweise liefert er in seinem Film “Crazywise” mit vorwiegend ethnopsychiatrischen Beispielen.4
Dazu kommt, dass wiederholte Depressionen in Selbsthilfegruppen weniger als “Rückfälle” betrachtet werden oder als persönliches Versagen, das nicht wieder vorkommen darf, sondern in der Gruppe als “normal” akzeptiert ist.5 Auch diesen Aspekt sieht Phil Borges als sehr heilsam an.
Was aber macht der Psychiater, der sich in seiner Sprechstunde verzweifelten, depressiven Menschen gegenüber sieht?
Er will und soll das Leiden abstellen. Er kann es nicht einfach akzeptieren, und sagen, “Warten wir mal ab, bis es Ihnen wieder besser geht, erst dann können wir darüber reden, dann können Sie ihre Problematik schildern” – was die sachlich angemessene Reaktion wäre angesichts einer akuten Unfähigkeit des Patienten, überhaupt Kontakt aufzunehmen.
Nein, der Psychiater versucht baldige Abhilfe zu schaffen durch Psychopharmaka.
4 Millionen Menschen nehmen in Deutschland Antidepressiva.
Wobei man wissen muss, die Depression gibt es nicht, viele unterschiedliche Zustände werden so bezeichnet.6 Die schlimmste Form der Depression, die “klinische“ beschreibt der Schriftsteller William Styron in seinem Buch “Sturz in die Nacht” als “unglaubliche Folter”. Ein Buch, das tief beeindruckt. Es vermittelt großen Respekt vor dem Leiden der Menschen, die von solchen Depressionen betroffen sind.7
Die Situation eines jeden Patienten muss daher genau betrachtet werden. Gedankenlose Praxis-Routine mit wenigen Gesprächsminuten reicht nicht aus. Dabei können weder Psychopharmaka noch therapeutische Gespräche einfach gedankenlos bei “Depressionen” eingesetzt werden.
Die Verschreibung von Antidepressiva verschafft wohl häufig in erster Linie den Fachleuten Erleichterung, die Probleme haben das “Schicksal”8 des Patienten zu akzeptieren, immer verbunden mit der Angst vor einem drohenden Suizid.
Mit dem Argument, dass Antidepressiva Menschen mit unerträglichen Depressionen vielleicht doch entlasten könnten, wird die Kritik an ihrer Verordnung oft ausgehebelt.
Hier einige kritische Informationen über Antidepressiva.
Das Internetportal “Depression heute” schreibt:
“Im Jahr 2018 kann keiner mehr behaupten, er habe von nichts gewusst. Es ist mittlerweile bekannt:
x Die Biochemie der Depression ist unbekannt.
x Es sind keine Gehirnstoffe bekannt, die sich bei einer Depression in eine bestimmte Richtung verändern.
x Es gibt keinen biologischen Marker, der sich bei einer Besserung oder einer Verschlimmerung einer Depression ändert.
x Es gibt keine biologische Psychiatrie für Depressionspatienten.”9
Wer sich auf die Suche nach einigermaßen verlässlichem Wissen über Antidepressiva begibt, trifft auf widersprüchliche Informationen.
Diese Unsicherheit steht in krassem Gegensatz zu der Situation in der psychiatrischen Praxis. Hier werden mit großer Selbstverständlichkeit Mengen dieser Psychopharmaka verschrieben, unreflektiert und mit einem impliziten Wirksamkeits-Versprechen verbunden, denn detaillierte medizinische Aufklärung der Patienten von Seiten der verschreibenden Psychiater fehlt in der Regel. Das können sie vielleicht auch nicht leisten angesichts der widersprüchlichen Informationslage. Zweifel zu säen werden sie in der Praxis zudem für kontraproduktiv halten, da der heilsame Einfluss von Placebos nachgewiesen ist, und Antidepressiva im Zweifel wenigstens dementsprechend wirken.
Aber bei allem (notwendigen) Vertrauen zum eigenen Arzt besteht vermutlich bei vielen Patienten ohnehin ein Verdacht, mit Psychopharmaka betreibe die Pharmaindustrie in erster Linie Gewinnmaximierung, denn wie stark deren Lobby ist, weiß unterdessen jeder. Der irische Psychiater David Healy, der als Gutachter Zugang zu den Studienunterlagen der Pharmakonzerne hatte, berichtet über gezielte Ergebnisfälschungen der Konzerne.10
Schon zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts haben einige Autoren vor Antidepressiva gewarnt wie Marc Rufer11 und Josef Zehetbauer12.
Und die Zahl der kritischen Stimmen nimmt zu.
Vor kurzem hat Peter Grötsche, Direktor des Nordic Cochrane Centers in Kopenhagen eine systematische Sichtung von Versuchen mit psychiatrischen Medikamenten vorgenommen und unter dem Titel “It’s Unlikely That ‘Antidepressants’ Have a True Effect on Depression.” darüber berichtet. Er diskutiert in dem Aufsatz verschiedene wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse und kommt zu dem Schluß, “that depression pills have no true effect on depression. What is being measured in most trials is likely bias.”13
In seinem Buch “Tödliche Psychopharmaka und organisiertes Leugnen”14 hat Grötsche sich ebenfalls diesem Thema gewidmet.15
Auch in der Presse mehren sich die kritischen Berichte.
In einem Artikel in der Tageszeitung TAZ vom 29.2.2008 heißt es unter Rückgriff auf eine britische Studie “Antidepressiva meist wirkungslos”. Am 9.2.2013 folgte in dieser Tageszeitung “Pillen, an die man glauben soll”. 2017 erschien dort ein Artikel über die Wirkung von Antidepressiva mit dem Titel “Wenn die Welt verschwindet. Die Verordnungszahlen von Antidepressiva steigen. Scheinmedikamente wirken oft genauso gut. Besonders umstritten sind Langzeitbehandlungen.”
Der Berliner Tagesspiegel beteiligt sich ebenfalls am 5.12.2017 an der Aufklärung über Antidepressiva-Behandlung mit dem Beitrag “Mehr Präzision für die kranke Psyche”. Nachdem das Wissen unzureichend sei, auf welchen Wegen Psychosen oder Depressionen entstehen, so wird dort Peter Falkai, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik in München, zitiert, sei es immerhin eine gute Nachricht, dass nur “ein Drittel der schweren und mittelgradigen Verlaufsformen schlecht oder gar nicht auf die gängigen Therapieansätze anspringen”.16 Sigfried Throm meine – so heißt es in diesem Artikel weiter, die Diagnose einer psychischen Erkrankung beruhe meist auf subjektiven EInschätzungen. Und wenn eine Krankheit schlecht definiert sei, lasse sich die Wirksamkeit neuer Medikamente statistisch nicht erkennen, weil die Patienten in einer Studie nur scheinbar an der gleichen Krankheit leiden. Das habe zur Unlust der Pharmafirmen beigetragen, weiter auf dem Gebiet der Psychiatrie in Arzneimittelforschung zu investieren .17
Der Spiegel fragte am 22.2.2018 “Wie wirksam sind Antidepressiva?”18
“Depression heute”:
“Im Gegensatz zu Insulin, das nur bei Diabetes verwendet wird, werden Antidepressiva nicht nur gegen Depressionen eingesetzt, sondern auch gegen eine Vielzahl anderer Erkrankungen. Männer: Vorzeitige Ejakulation, Frauen: Prämenstruelles Syndrom. Männer und Frauen: Angststörungen, Zwangsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen, … Es fällt schwer angesichts dieser Bandbreite an eine spezifische Wirkung zu glauben.”19
Bei Einnahme von Antidepressiva trifft unser Titel “Nach der Depression ist wie vor der Depression” eigentlich nicht mehr zu. Die Nebenwirkungen der Antidepressiva, die in der Regel auch nach Abklingen der Depression eingenommen werden sollen, können das Wohlbefinden auch nach der Depression stark beeinträchtigen – bis hin zu körperlichen Schäden. Insbesondere muss neben einer Abhängigkeit von diesen Psychopharmaka mit einer stark erhöhten Suizidgefahr gerechnet werden.20
Zusammenfassend hier noch einmal 14 gängige Irrtümer über Antidepressiva, die auf der Seite “Depression heute” jeweils ausführlich begründet werden21:
- Antidepressiva beseitigen ein biochemisches Ungleichgewicht – falsch
- Antidepressiva machen nicht abhängig – falsch
- Antidepressiva wirken am besten in Kombination mit Psychotherapie – falsch
- Antidepressiva senken das Suizidrisiko – falsch
- Antidepressiva haben kaum Nebenwirkungen – falsch
- Antidepressiva verändern die Persönlichkeit nicht –falsch
- Eine medikamentöse Dauertherapie schützt vor Rückfällen – falsch
- Antidepressiva wirken gegen Depressionen – falsch
- Die richtige Diagnose für das richtige Antidepressivum –falsch
- Die Diagnose Depression basiert auf Wissenschaft – falsch
- Antidepressiva erhalten die Arbeitsfähigkeit – falsch
- Depressionen sind kategorisierbar – falsch
- Studien beweisen die Wirksamkeit von Antidepressiva – falsch
- Mehr Serotonin beendet eine Depression – falsch
Die EInnahme von Antidepressiva ist demnach für viele depressive Menschen keine Option.
EREPRO plädiert für die Einrichtung von Selbsthilfegruppen für depressive Menschen. Derartige Angebote sind hilfreicher als Antidepressiva speziell für solche Menschen, die – anders als William Styron – sozial isoliert sind und sich gesellschaftlich in einer gewissen Außenseiter-Position befinden.23
“‘Gemeinschaft ist in einer individualisierten Gesellschaft ein rares Gut und es wird immer mehr zur Aufgabe des Einzelnen sich seine Gemeinde’ zu schaffen. Hier ergeben sich für die Gemeinde-Psychiatrie spezielle Aufgaben der Netzwerkförderung und der Förderung der Netzwerkbildung bei einzelnen’, sagt Heiner Keupp, (…)
Zugehörigkeit, Orientierung und Verantwortlichkeit können in diesen Gruppen wieder erlebt werden. (…) Gerade bei psychisch Kranken wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf die Dauer zur seelischen Gesundheit und größerer Zufriedenheit beitragen. (…)
Ihre Wirkung geht viel weiter, indem sie als mikrosoziale Supportsysteme Angst, Depressivität und Suizidalität reduzieren, Freundschaft und Engagement vermitteln und hilfeabhängigen und verzweifelten Psychiatriepatienten die Gelegenheit bieten, wieder zu verantwortlichen Bürgern zu werden, die mit aktiven eigenen Bewältigungsstrategien dazu beitragen unser Gesundheitssystem – in dem Fall die psychiatrischen Kliniken, die Heime und das Betreuungswesen – zu entlasten”.24
Unzählige Male praktiziert, haben sich diese Aussagen über Depressionsgruppen in der psychiatrischen Praxis bestätigt. Auch die Erfahrungen in dem Sozialistischen Patientenkollektiv, Heidelberg, liefern Belege dafür.22
Beschreibungen der praktische Durchführung und Organisation von Selbsthilfegruppen für depressive Menschen – beispielsweise werden die Teilnehmer dort vom Fachpersonal gezielt zusammengestellt zu homogenen Gruppen hinsichtlich Alter, sozioökonomischem Status, Bildung und Interessen – liegen aus einem bayerischen Sozialpsychiatrischen Dienst vor, der jahrelang verschiedene Depressionsgruppen durchgeführt hat.
Der Aufbau solcher Angebote bedarf einer gründlichen Projektplanung. Man muss einige Mühe und Geduld aufbringen bis sie sich etabliert haben.25
Aber es lohnt sich.
Zum Abschluß zwei Berichte von Teilnehmerinnen solcher Depressionsgruppen:
1, “Wir, die an Depressionen leiden, gehen in die Selbsthilfegruppe, um eine Verbesserung unserer Krankheit zu erzielen und wollen alle Möglichkeiten nutzen.
In der Gruppe treffen sich Gleichgesinnte, die sich austauschen können, weil man dort die Möglichkeit hat, sich nicht krank, sondern ganz normal zu fühlen. Hier können wir von unserer Überforderung berichten, von Dingen berichten, die uns noch nicht gelingen, und vieles andere, was uns den Alltag so schwer macht. Hier erhalten wir Anregungen, können von den Erfahrungen der anderen profitieren und mehr eigenen Antrieb für uns selbst erlangen. Man lernt mit kleinen Schritten Erfolge, positive Erfahrungen wertzuschätzen.
Das Verhältnis der Gruppenmitglieder festigt sich untereinander mit der Zeit, sodass immer bei Notfällen oder Problemen zu jeder Zeit irgendjemand telefonisch erreichbar und hilfsbereit ist, natürlich im Rahmen unserer Möglichkeiten. Gemeinsame Unternehmungen in der Freizeit helfen uns dabei, Sicherheit und Selbstvertrauen zu verbessern. Das Vertrauensverhältnis der Gruppenmitglieder untereinander entwickelt sich immer stärker, so dass es uns hilft, dass wir uns öffnen.
Die Hilfe von Ärzten und Therapeuten alleine reicht nicht, um den Alltag zu bewältigen. Aus diesem Grund brauchen wir die Selbsthilfegruppe, um mit unserer Krankheit leben zu können.(Erarbeitet von der Selbsthilfegruppe für depressive Frauen in Gersthofen, 2004)”
2. “Durch die Begegnungen in der Frauengruppe (für Depressive, d.Red.) fand ich wieder das lang entbehrte Gefühl ‘gemocht zu sein’. Eine ganz kleine Begebenheit kann das vielleicht erklären: Vor Kurzem hatte ich in der Bauernstrasse (im SPDI, d.Red.) einen Termin, er war wahrgenommen und ich am Verabschieden. Im Flur traf ich auf eine Frau aus der Gruppe, die sich zu einer Zusammenkunft eingefunden hatte, zu der ich auch hätte bleiben können – sollen.
Die spontane, echte Herzlichkeit, mit der sie mich bat: ‘…ach, bleib doch auch da, wenn du schon mal hier bist…’ ging mir an den Nerv. Am liebsten wäre ich ihr um den Hals gefallen.
Die allgemein üblichen Einladungen haben meistens so eine Art Berechnung. Die macht dieses Empfinden – ‘sei da, bleib in meiner Nähe, du bist mir notwendig’, unmöglich.
In der Gruppe ist das anders. Da weiß jeder von jedem: der macht sich nichts vor, die bekennen sich alle zu ihrer Not. Sie sind bereit, durch Austausch des Erfahrenen einander beizustehen – und dann – das mitgeteilte Leid wiegt nur noch halb so schwer. Bei der Freude ist es umgekehrt; ich las es erst unlängst wieder…Freue Dich mit mir, es ist so traurig sich allein zu freuen.
(Aus: Alle in einem Boot 1979, S. 9” – Zeitschrift der Klienten des Sozialpsychiatrischen Dienstes)
Anmerkungen
1 Übersetzung von EREPRO (T. Wolff). “If depression had no termination, then suicide would, indeed, be the only remedy. But one need not sound the false or inspirational note to stress the truth that depression is not the souls annihilation; men and women who have recovered from the disease – and they are countless – bear witness to what is probably it’s only saving grace: it is conquerable.” William Styron, Depression,Vintage MInis, 2017. S. 78, Extracts from William Styron, Darkness visible, 1990. englisch, deutsch, Sturz in die Nacht, Die Geschichte einer Depression, 1991
2 hilfe Blätter von EREPRO Nr. 11. Sozialpsychiatrische Dienste, ein Luxus für reiche Zeiten? Zugehörigkeit, Orientierung, Verantwortlichkeit. 2004, S. 7
3 DGVT Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie
4 s. auf YouTube: “CRAZYWISE: A Traditional Approach to Mental Illness | Phil Borges | TEDxSanJuanIsland”
5 s. hilfe Blätter von EREPRO Nr. 11. Sozialpsychiatrische Dienste, ein Luxus für reiche Zeiten? Zugehörigkeit, Orientierung, Verantwortlichkeit. 2004, S. 7, 63 etc.
6 Statistische Aussagen über die Zahl depressiver Menschen sind nicht sehr aufschlussreich, weil sie diese gravierenden Unterschiede in der Art der Störung nicht deutlich machen (können).
7 William Styron, Darkness visible, 1990. englisch, deutsch, Sturz in die Nacht, Die Geschichte einer Depression, 1991
s. auch ein Interview mit Styron über seine Depressionen auf YouTube (auf englisch)
8 s. hilfe Blätter von EREPRO Nr. 16, 2017, Grenze unserer Menschlichkeit. Wie gefährlich sind Gekränkte? S. 17 über “Schicksalslosigkeit”.
9 https://www.depression-heute.de/blog/journalistische-desinformationen-ueber-depressionen
10 Statt Antidepressiva schlägt Healy allerdings Elektrokrampftherapie für schwere Depressionen vor. Dieses Verfahren, das einen künstlichen epileptischen Anfall auslöst, hat umstrittene Nebenwirkungen und wird von vielen Betroffenen und Fachleuten abgelehnt.
https://www.depression-heute.de/blog/david-healy
11 s. Marc Rufer, Irrsinn Psychiatrie, 1988
12 Zehetbauer, J. Chemie für die Seele, 1991
und
hilfe Blätter von EREPRO, Mai/Juni 1997, “Zu Risiko und Nebenwirkungen fragen Sie lieber nicht Ihren Psychiater.”
13 https://www.madinamerica.com/2018/01/antidepressants-effect-depression/
Götsche berichtet hier über einen exemplarischen Versuch der Art, der im November 2017 in JAMA veröffentlicht wurde (Rosenbaum JF, Fava M, Hoog SL, et al. Selective serotonin reuptake inhibitor discontinuation syndrome: a randomised clinical trial. Biol Psychiatry 1998;44:77-87. Angabe nach Grötsche): “It studied 201 patients with chronic kidney disease and depression for 12 weeks. Sertraline had no effect. The QIDS-C16 score changed by −4.1 in the sertraline group and by −4.2 in the placebo group; between-group difference, 0.1 (95% confidence interval −1.1 to 1.3; P = 0.82). The authors reported that a difference of 2 points on the QIDS-C16 is equivalent to a difference of 3 points on the Hamilton Rating Scale. The least clinically relevant effect on the Hamilton scale is 5-6.” Die Autoren dieser Studie führen dieses Ergebnis auf die niedrige Dosierung der Antidepressiva und die chronische Krankheit zurück, was G. begründet bezweifelt.
14 Grötsche, Peter, Tödliche Psychopharmaka und organisiertes Leugnen, 2016
Interessant ist die Diskussion über eine Rezension dieses Buches bei Amazon, in der sich ebenfalls die gängigem Kontroversen über Antidepressiva zeigen: https://www.amazon.de/T%C3%B6dliche-Psychopharmaka-organisiertes-Leugnen-Pharmaindustrie/product-reviews/3868837566/ref=cm_cr_dp_d_hist_3?ie=UTF8&filterByStar=three_star&reviewerType=all_reviews#reviews-filter-bar
15 Grötsche legt seinen Lesern als einziges deutschsprachiges Internetportal das oben zitierte “Depression heute” ans Herz.
https://www.depression-heute.de/blog/peter-gotzsche-empfiehlt-depression-heute
16 “Depression heute” schreibt dagegen: “Nur ein Drittel der Patienten profitiert von der antidepressiven Medikation. Genauso hoch fällt die Besserungsrate bei placebo-behandelten Patienten aus.”
17 “Seit 2010 sind in Deutschland keine wirklich neuen Mittel mehr auf den Markt gekommen. Und nur in sieben klinischen Projekten werden derzeit Wirkstoffe gegen Depressionen getestet- dagegen laufen 237 solcher Studien in der Krebsmedizin.”
https://www.pressreader.com/germany/der-tagesspiegel/20171205/281968903015878
18 http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/antidepressiva-wie-gut-wirken-medikamente-gegen-depression-a-1194880.html
19 https://www.depression-heute.de/falschaussagen/antidepressiva-wirken-gegen-depressionen
20 https://www.depression-heute.de/falschaussagen/antidepressiva-haben-kaum-nebenwirkungen
21 https://www.depression-heute.de/falschaussagen/falsche-behauptungen
22 s. Der Film “Der SPK Komplex”, insbesondere die Diskussion mit den Protagonisten nach der Premiere bei der Berlinale 2018
https://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=201813089#tab=filmStills
Mitglieder des heutigen SPK/PF haben den Regisseur Gerd Kroske allerdings die Verwendung jeglicher SPK Dokumente verboten. http://spkpfh.de/Achtung_Gattungsgifter_am_Werk.htm
Informationen über die positiven Wirkungen der Gruppenzugehörigkeit beim SPK finden sich auch in dem Buch von Ch. Pross, Wir wollten ins Verderben rennen, 2016. S. 203 ff – auch wenn dieser Aspekt leider weder im FIlm noch im Buch über das SPK im Mittelpunkt steht.
23 Das trifft besonders auf Frauen zu – auch auf die vielen nicht berufstätigen Hausfrauen mit erwachsenen Kindern, die allein – mit oder ohne Ehemann – leben.
24 hilfe Blätter von EREPRO Nr. 11. Sozialpsychiatrische DIenste, ein Luxus für reiche Zeiten? Zugehörigkeit, Orientierung, Verantwortlichkeit. 2004, S. 8
25 s. hilfe Blätter von EREPRO, Nr. 12, 2007 Selbsthilfe und Selbständigkeit, Bitte nicht helfen, ich kann das selbst. S.21: Organisation von Selbsthilfegruppen in SPDis. etc.
6.2.2020 aus einer E-Mail:
In einem Punkt erlaube ich mir allerdings eine abweichende Meinung
zu dem Titel “Nach der Depression ist (wie) vor der Depression”.
Nach meiner persönlichen Erfahrung ist es möglich, auch schwere Depressionen
dauerhaft zu heilen, aber die Frage müßte dann lauten :
Soll eine “Krankheit” behandelt werden oder besteht die Überzeugung (oder
der Glaube) an dauerhafte Genesung ?
Eine Diskussion dazu würde mich sehr interessieren
Wir wollten mit dem Titel “Nach der Depression ist (wie) vor der Depression” ausdrücken, dass man sich nach einer Depression in der Regel genau so gut fühlt wie davor.
Dass auf eine depressive Phase zwangsläufig eine weitere folgt, ist Unsinn, obwohl es vorkommt.
Wir haben die Erfahrung, dass es Heilung von Depressionen gibt, mit und ohne Behandlung.
Vielleicht sollten wir die Klammern in unserem Titel weglassen, dann ist er weniger missverständlich.
Erfahrungen eines Depressiven
Zu meiner Person kann ich folgende Angaben machen:
lch bin 77 Jahre alt, verheiratet seit 1965, zwei Söhne, vor 27 Jahren schwere Depression.
Als eine der Ursachen für meine Depression sehe ich eine bestimmte genetische Veranlagung, die öfters in meiner Familie aufgetreten ist.
Weiter belastend war außerdem die körperliche Behinderung unseres jüngeren Sohnes (Muskeldystrophie). Er verstarb im Alter von 18 Jahren.
Schließlich hatte ich einen, zum großen Teil selbst verursachten, Leistungsdruck, der zunächst zum Burnout und dann zur depressiven Erkrankung führte. Hier wäre “weniger mehr gewesen”
Der Auslöser für meine Krankheit war das Ableben unseres Sohnes.
Um meinen schlechten Zustand zu ändern, war ich zwei Jahre in fachärztlicher Behandlung. Sie erfolgte medikamentös und in Form einer Gesprächstherapie. Mein Zustand besserte sich, aber nicht so wie erwartet. Am Ende dieser zwei Jahre hatte die Ärztin nach eigener Aussage keine Zeit mehr für mich, weil ich angeblich nicht kooperativ genug war.
Den Auslöser für meine Krankheit hatte sie übrigens nicht erkannt.
Mein Verbrauch an Psychopharmaka habe ich schrittweise in einem längeren Zeitraum auf Null reduziert. Eine wichtige Hilfe war mir in dieser Zeit eine größere Anzahl von Büchern hauptsächlich zum Thema Psychologie. Auch in der Selbsthilfe und in SH-Gruppen war ich längere Zeit aktiv. Die Erfahrungen dort waren nicht immer ermutigend teilweise auch destruktiv für mich zum damaligen Zeitpunkt.
Nach 27 Jahren kann ich rückblickend sagen: auch eine schwere Depression ist kein unüberwindbares Schicksal; dafür bin ich ein kleines Beispiel.
Ärzte und Therapeuten haben Mittel und Wege gefunden, Betroffene auch von (scheinbar) aussichtslosen Vorstellungen zu befreien.
Natürlich ist auch viel Eigenarbeit notwendig, die uns aber zu vollkommen neuen Erkenntnissen führen kann. Deshalb sehe ich heute jede Krise auch als Chance auf einen Neubeginn.
Die Natur gibt uns dafür eine große Anzahl von Möglichkeiten, die wir sinnvoll nutzen können:
Vor allem diverse Entspannungsverfahren. Ich selbst benutze seit Jahrzehnten das Autogene Training, eine Art Selbsthypnose, das mir oft, aber nicht immer geholfen hat.
Wenn wir aus der UR-ANGST ein UR-VERTRAUEN machen können, so bringt uns das mehr als die bekannte Sechs im Lotto.
Gerhard L.
EREPRO weist darauf hin, dass die Deutsche Gesellschaft für soziale Psychiatrie im Juni 2019 ein Positionspapier ihres Fachausschusses Psychopharmaka veröffentlicht hat mit dem Titel “Annahmen und Fakten: Antidepressiva”.
“Die DGSP betrachtet diese Situation mit großer Sorge, aus der heraus diese Schrift entstanden ist. Betroffene, Angehörige und professionelle Helfer erhalten einen Überblick über die tatsächliche Faktenlage einer medikamentösen, antidepressiven Therapie sowie Argumente für eine umfassende Therapieentscheidung.”