Wie immer man zur Medikamenteneinnahme in der Psychiatrie steht, wie sehr man den Sinn so einer Zusammenschau völlig unterschiedlicher statistischer Studien in Frage stellen mag und entsprechend die Ergebnisse für nicht aussagekräftig hält – eine Mail von Dr. Jürgen Thorwart, Psychoanalytiker, könnte der Startschuss für eine Diskussion über die Medikamenteneinnahme in der Psychiatrie und Psychotherapie sein.
Er schreibt:
Hier ein Bericht über eine Metastudie zum Einsatz von Psychopharmaka bei Schizophrenie.
Sie bestätigt, daß Antipsychotika die Rückfallhäufigkeit (im Vergleich mit der Placebo-Gabe) deutlich vermindert. Daß die Rückfallhäufigkeit bei Gesprächstherapie (was immer das sein mag) ohne Medikamente höher ist, als bei der Gabe von Medikamenten ist nicht unbedingt überraschend – schon weil eine Psychotherapie bei Psychosen in der Regel über mehrere Jahre läuft bevor sich Veränderungen (nicht nur in der Symptomatik, sondern auch im Erleben, Verhalten und der psychischen Struktur und Stabilität) zeigen.
Bekannt ist aber schon lange, daß in aller Regel (natürlich nur mit Aufklärung und Einverständnis der Betroffenen) eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten die größten Aussichten auf Erfolg haben – so steht es auch in den Leitlinien.
Daß analytische Psychotherapie dort keine Rolle spielt, hat etwas mit der (traditionellen) Ablehnung dieses Verfahrens in (weiten Kreisen) der Psychiatrie zu tun, aber auch damit, daß es tatsächlich wenige Studien dazu gibt. Diese werden nämlich im Unterschied zu pharmazeutischen Studien von Niemandem bezahlt und sind, da sie einen extrem hohen Aufwand erfordern (Durchführung und Studiendauer), besonders teuer. Der Nachweis von Psychotherapie (das gilt für alle zugelassenen Richtlinienverfahren der GKV) ist erheblich schwieriger und völlig unterfinanziert.
Quelle: UNIVADIS:http://www.univadis.de/medical_and_more/KurzmeldungenMedizin_Detail?link=/DE/apa/Schizophrenie-mit-Medikamenten-behandeln/%28language%29/ger-DE&id=589833
In einem “Kommentar” zu diesem Text weisen wir von EREPRO mit einigen Links auf die Warnungen vor Neuroleptika-Einnahme von Volkmar Aldehold Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin im Institut für Sozialpsychiatrie der Uni Greifswald hin, deren Kenntnis wegen ihrer Brisanz bei keiner Diskussion über Psychopharmaka fehlen sollte.
Jeder, der sich mit dem Thema Psychopharmaka und Neuroleptika beschäftigt, sollte die Artikel von Volkmar Aldehold aus Greifswald nicht übersehen:
1. “Zur Notwendigkeit und Möglichkeit minimaler Anwendung von Psychopharmaka” (2008) zu finden unter
http://www.bgsp-ev.de/pdfs/Aderholdmini6.2.pdf
2. “Mortalität durch Neuroleptika” (2007) finden Sie unter
http://www.bpe-online.de/verband/rundbrief/2007/3/aderhold.htm
oder
http://www.erepro.de/wp-content/uploads/2012/05/Aderhold-Mortalität-durch-Neuroleptika-2.33.pdf