Warten Sie bitte nicht bis ein Klinikaufenthalt nötig ist! Es gibt Hilfe, aber Sie müssen den „ersten Schritt machen”. Eine Möglichkeit, schließen Sie sich einer Gruppe „Selbsterfahrener“ an!
In Augsburg bietet die Arbeitsgemeinschaft für psychische Gesundheit (AGPG), ein Sozialpsychiatrischer Dienst, psychisch Kranken Hilfe an.
Ich war vor vielen Jahren – nach einem langen Klinikaufenthalt – zu dem Sozialpsychiatrischen Dienst gekommen, und habe erkannt, dass meine Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis nichts Einmaliges ist. Denn bei den Treffen in unserer Selbsthilfegruppe habe ich erlebt, wie ähnlich unsere Erfahrungen mit der Erkrankung sind. Keiner musste sich schämen, über das zu sprechen, was man sonst niemals erzählen würde. Aber unsere Gespräche betrafen nicht nur unsere Krankheit, sondern wir erzählten uns auch von unseren ganz „normalen“ Schwierigkeiten und den schönen Erlebnissen. So wurden wir Freundinnen. In den 20 Jahren, die wir uns nun schon treffen, sind leider zwei Damen bereits gestorben. Aber es kamen neue Teilnehmer dazu.
Ich selbst bin seit 23 Jahren stabil, und zwar nicht mehr in der Klinik. Ich habe den Schritt zur AGPG nie bereut. Die Mitarbeiter sind geschult im Umgang mit psychisch Kranken. Man wird stets freundlich empfangen.
Auch Einzelgespräche werden angeboten. Man fühlt sich nicht behandelt, sondern man wird respektiert, und man spürt ganz deutlich die Menschlichkeit. Mit viel Einfühlungsvermögen versuchen die Sozialpädagogen die Besucher der AGPG zu stützen und so zu beraten, dass der Patient, selbst zur Behandlung in eine Nervenklinik geht, wenn es nötig ist. Wenn er es wünscht, wird er von einer Vertrauensperson begleitet und auch in der Klinik besucht.
Für diese Hilfe muss man nicht bezahlen, aber Spenden sind willkommen. Durch die Diakonie ist die Arbeitsgemeinschaft für psychische Gesundheit eine Anlaufstelle für Menschen, die auf der Suche nach Hilfe sind. Und so sollte man die AGPG und auch andere derartige Gemeinschaften finanziell unterstützen, damit sie erhalten bleiben.
Für manche Besucher ist die AGPG eine neue Heimat geworden. Unzählige Angebote wie Handarbeiten und Basteln, Englisch lernen, Kegelabende und Sport sind im Programm. Man fühlt sich wohl und gut aufgehoben.
Immer mehr Menschen werden psychisch krank, um so wichtiger ist es, dass solche Organisationen vom Staat bezuschusst werden. Auch in meinem Wohnort – außerhalb der Stadt – ist eine Außenstelle der AGPG, in der man ebenfalls hervorragend versorgt ist.
Ziehen Sie sich nicht zurück, sondern haben Sie den Mut, den Schritt zu wagen, Und Sie werden sehen, dass diese Hilfe dazu beiträgt wieder festen Halt zu finden.
Ich persönlich habe es geschafft und wünsche Ihnen psychische Gesundheit und alles Gute.
Angelika Kurella